Das Plüschtier – oder darf die Liebe Illusion sein?

Es ist schon eine Weile her, da lag dieses Buch täglich auf meinem Schreibtisch: „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ Der Sinn des Buches ist, unsere Sinne zu schärfen, was für uns Wirklichkeit ist und wo Wahn und Täuschung beginnen.

Nehmen wir mal ein einsames Kind und sein Plüschtier. Das Kind führt unendliche Dialoge mit diesem Tier, das es über alle Maßen liebt. Die Beziehung zwischen beiden ist eine Wirklichkeit, die keinen anderen Menschen etwas angeht. Irgendwann wird da Kind einen Erwachsenen treffen, der ihm sagt, man könne sich nicht mit Plüschtieren unterhalten, und es sei eben nicht die Wirklichkeit, was man dabei erfahre, und eine Liebe sei es auch nicht, weil ein Plüschtier nicht lieben kann. Hat der Erwachsene recht? Oder darf das Kind darauf beharren, dass die Gespräche Wirklichkeit sind und die Liebe echt und wahrhaftig ist?

Ich meine, das Kind hat recht. Plüschtiere haben keinen eigenen Willen, warum sollte man sie also nicht für die Illusion einer Liebe nutzen dürfen?

Einige Jahre später wird das Kind (nehmen wir einmal an, es sei ein Mädchen) erwachsen werden und einen Mann treffen, der ein typischer Filou ist. Die junge Frau kann nun sagen: „Ich erschaffe mir mit ihm meine Wirklichkeit, und er ist so eine Art Plüschtier darin.“ Sie kann aber auch sagen: „Ich erschaffe mithilfe meiner Wirklichkeit jetzt unsere Wirklichkeit, und damit erfülle ich mir meinen Lebenstraum.“ Nehmen wir nun an, der Mann sei Vertreter, und er haben in jeder Stadt eine Geliebte – welche Auffassung ist dann „die Wirklichkeit“?

Falls euch das zu kompliziert ist, hier einfacher: Wenn du einen verheirateten Mann triffst oder einen ausgesprochenen Filou, kannst du deine Lust mit ihm ausleben und eine schöne Illusion dabei haben, auch wenn er ein Schuft ist. Du kannst dir aber auch vorstellen, er wäre ganz dein Mann, und dich so lange in diese Illusion hineinsteigern, bis du es selber glaubst. Wenn es dann eines Tages „Peng!“ macht und die Illusion zerplatzt, bist du vielleicht reif für die Psychiatrie.

Also: Ihr dürft in Illusionen leben, aber ihr solltet wirklich aufpassen, dass ihr die Illusion nicht mit der Wirklichkeit verwechselt, denn im Gegensatz zum Plüschtier hat ein Mensch die Möglichkeit, euch aus freiem Willen zu verlassen.

Das kommt euch bekannt vor? Na, deswegen schreibe ich es ja.

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