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Die Lust nagt an der Psyche, doch die Plastikfassade steht bombenfest

Berlin, den 04. September 2021

Untervögelt und übersext – so definieren sich viele Frauen und Männer. Aber selbstverständlich nur, falls sie einmal „unter sich“ und ehrlich sind. Doch wer ehrlich ist, macht sich angreifbar, und weil es „gar nicht geht“, angreifbar zu sein, ist man vorsichtshalber nicht ehrlich. Die Plastikfassade muss her, das Lügenkleidchen, das „coole“ Antlitz. Das offizielle Gesicht ist glattgebügelt, die Emotionen strahlen glockenhell aus blauen Augen hervor. Das Schamhaar und die Achselhaare wurden entfernt und nun ist der nackte Körper so nichtssagend wie der eines Marzipanschweins.

Klinisch rein gehen Marie, Svenja und Hanna mit ihren Liebhabern ins Bett – keine Träume vom bösen Räuber, der ihre Postkutsche überfällt. Ja sicher, ab und an machen sie mal was, das wirklich ein bisschen „krass“ ist – aber das ist auch alles.

Die Plastikfassade steht bombenfest. Doch hinter ihr verbirgt sich die alte, animalische Begierde. In ein paar Jahren werden Marie, Svenja und Hanna sich beklagen, dass „im Bett nichts mehr läuft“, während ihre Ehemänner oder Freunde sich ihre Lüste bei Pornos, gefälligen Frauen aus dem Büro oder bei Huren holen.

Nein, nein. Offiziell werden die drei Damen nicht zugeben, untervögelt und übersext zu sein, Sie werden auch nichts sagen, dass sie „Spielzeuge“ benutzen oder heimlich bei Casual-Dating-Agenturen nach Männern fahnden, die süße oder scharfe Alternativen zum spärlichen häuslichen Sex bieten.

Das alles wäre kaum der Rede wert, wenn Frauen und Männer zugeben würden, schwach, anfällig, geil oder sonst etwas zu sein, was „man nicht sein sollte“. Tun sie aber nicht. So, wie Frauen heute keine Schamhaare mehr tragen, sondern ihre glatte Schamregion präsentieren, so haben sie sich nach außen auch die Haare von der Psyche abgesäbelt: Alles muss glatt sein, „easy“ – und neuerdings vor allem wieder „anständig“.

Nein – es trifft nicht alle. Dankenswerterweise gibt es andere Menschen, die nicht glatt wie die Modell-Popos in Körper, Geist und Emotionen sind – und die nicht so erbärmlich darüber lügen, „alles immer im Griff“ zu haben.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: