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Liebe suchen, Sex bekommen?

Berlin, den 19. November 2017

Schon seit langer Zeit ist der Konflikt programmiert: Manche Menschen gehen zum Blind Date, weil sie einen Partner für „immer und ewig“ kennenlernen wollen, andere gehen dorthin, weil sie gerne mal wieder mit jemandem das Bett teilen möchten. So war es jedenfalls bis vor einiger Zeit, als die Geschlechterfronten noch undurchlässig waren: Damals standen Männer unter Verdacht, „sowieso nur Sex zu wollen“ und Frauen gaben die „beleidigten Leberwürste“, wenn dies tatsächlich zutraf.

Wenn ihr jetzt sagt: „Was ist doch heute auch noch so – dann seid ihr genau auf dem Holzweg, auf dem viele Frauen über 40 sind: Die wenigen Männer über 50, die verfügbar, frei und ungebunden sind, wollen nicht zwangsläufig heiraten – sie tun es nur dann, wenn ihr Gegenüber absolut überzeugend ist. Überzeugend sind allerdings nur Frauen, die wirklich ein Leben mit uns Männern teilen wollen – und was teilen bedeutet, darüber gehen die Meinungen bekanntlich auseinander.

Seit etwa fünf Jahren ist jedoch noch eine ganze andere Art von Einstellung entstanden: Man geht zum Blind Date und wartet einmal ab, was dabei passieren wird. Ist der oder die Andere jemand, mit dem man sich wirklich für die Zukunft beschäftigen will, schläft man nicht mir ihr oder ihm, sondern lässt es langsam angehen. Kann man sich keine Zukunft vorstellen, ist die Partnerin oder der Partner aber attraktiv, und kribbelt es außerdem im Bauch, dann schläft man miteinander – und das war es dann zumeist.

Unvernünftig ist dies Verhalten keinesfalls – es entspricht nämlich genau der Art von Kennenlernen, die im Alltag auch stattfindet. Dort fragt man ja auch nicht gleich: "Willst du mich eventuell heiraten?“ Sondern geht erst einmal aufeinander zu und genießt die Begegnung. Das Märchen, dass nur Männer solche „Hybrid-Dates“ eingehen, ist ein Ammenmärchen. Frauen haben auch erotische Druckwellen, denen sie nur allzu gerne nachgeben – und manchmal machen dann die Männer lange Gesichter, die sich doch eher eine Beziehung vorgestellt hatten.

Bild © 2006 by rodrigo favera

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: