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Miteinander harmonieren? Wozu denn? (Teil 2/2)

Berlin, den 29. Mai 2017
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Warum sind die Damen von der Astro-Fraktion ebenso fix, uns zu sagen, wer zu uns passt wie die Herren von der Psycho-Fraktion? Und – warum sah uns der Paartherapeut so lange über seien Brillengläser an, als wir ihn nach seiner Meinung fragten?

Die Antwort ist, wie immer, verblüffend einfach: weil die Gefahr sehr gering ist, dass die Astrologin, die Kartenlegerin oder die Psychotruppe von der fernen Uni jemals für ihre Aussagen in Verantwortung genommen wird. Man kann dies anhand des bekannten Witzes über eine Weissagerin ausmachen: Sie behauptete, das Geschlecht des Kindes vor der Zeugung voraussagen zu können und nahm dafür hundert Euro. Wenn es nicht stimmte, zahlte sie das Geld zurück. Frage: Wenn Sie fünfzig Kundinnen im Monat hatte, was verdiente sie dann? Das kann man nicht errechnen? Doch, wenn man den Trick der Dame kennt: Sie sagte allen, es würde ein Junge. Sie verdiente also 2.500 Euro ohne jedes Risiko.

Kommen wir mal zurück zum Paartherapeuten: Der weiß, dass es gar nichts nützt, Menschen auf extravertiert und introvertiert zu untersuchen – das Einzige, was er akzeptiert, ist die Fähigkeit, auftretende Konflikte für beide Teile befriedigend zu lösen. Haben beide ähnliche Eigenschaften, müssen sie diese noch in gemeinsame Ziele ummünzen, um zu einer stabilen Beziehung zu kommen – ihre „Gleich und Gleich“-Eigenschaften nützen gar nichts, wenn sie in zwei verschiedene Richtungen tendieren. Haben aber beide unterschiedliche Eigenschaften, so kann der eine die Schwächen des anderen füllen, und beide können gemeinsam stärker auftreten – auch ein Lebensentwurf, der zum Erfolg führt. Harmonieren? Das bedeutet in Wahrheit gar nichts. Stabilisierung ist wichtig – und das sollte man vom ersten Tag an in der Beziehung üben.

Unser Paartherapeut würde also vielleicht sagen: Ihr müsst den Willen haben, zusammenzubleiben und aus dem Zusammensein das Beste für euch herausholen. Ja, und was noch? Versuchen, Stabilität zu erreichen, dem anderen das Beste zu geben, was man ihm geben kann, und vor allem – ihn stets zu respektieren, mitsamt seinen Schurren und Schnörkeln – und „man sollte sich auch die wichtige Diskretion des Schweigens und die Freiheit des Andersseins versprechen“. Vielleicht sollten junge Paare auch noch einen anderen Satz beherzigen: „Ich kann den anderen kaum noch ändern – aber ich kann mich selbst noch ändern“. Ja – und da kommt dann ein Thema hinein, was die Menschen heute gar nicht mehr gerne hören: Partnerschaft heißt auch Anpassung. Wem es jetzt schaudert, der ist nicht reif für eine Ehe.

Der erste Teil erschien gestern: Wer harmoniert mit wem?

Bild © 2007 by Iqbal Saggu

Zitat aus Retzler: "Lob der Vernunftehe", Frankfurt 2009

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: