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Online-Dating: das miese eine Prozent

Berlin, den 07. Oktober 2015
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Pressemitteilungen haben etwas Gutes: Sie füllen die Gazetten und Blogs, ohne dass der jeweilige Redakteur den kleinen Finger krümmen müsste – und sie haben etwas Schlechtes. Die Botschaften, die darin stehen, kommen ungeprüft an die Öffentlichkeit.

So wundert es nicht, wenn eine Nachricht ganz still und heimlich die Runde macht: das miese Prozent. Denn abgerundet (von 1,3) kommt genau diese Zahl heraus, die sich Online kennenlernt. Kein Wunder, dass einige Blogger diese Zahl (immerhin stand ein renommiertes Marktforschungsinstitut dahinter) sofort süffisant in den Vordergrund gestellt hat: „Seht ihr, alles nur Schall und Rauch“ – und dann hat man sich gefreut wie ein Schneekönig und verkrümelt.

Zumal, weil eine Zahl dagegen stand: Freunde und Bekannte sollen es gewesen sein, bei denen man überwiegend (zu einem Drittel nämlich) die Dame oder den Herren kennengelernt hat, mit dem man später Tisch und Bett teilte.

Was ist davon zu halten? Nun, vor allem dies: Man vergleicht die Aprikosenernte mit der Apfelernte im Oktober und sagt, dass eine verschwindend geringe Menge an Aprikosen geerntet wurde, lässt aber das Wort „Oktober“ weg.

Was das mit Online-Dating und den Zahlen zu tun hat? Fragt euch doch mal selbst, seit wann man nennenswert Menschen im Freundeskreis kennenlernen kann. Haken an schon immer? Na fein. Beim Ausgehen machen wir auch mal einen Haken – bereits die heute 70-jährigen hatten diese Chance in ihrer Jugend und dies gilt – mit etwas Einschränkungen – auch für den Arbeitsplatz, der erst im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts zum Balzplatz wurde.

Das Internet allerdings ist erst seit diesem Jahrhundert (dem 21.) nennenswert an der Partnerwahl der Deutschen beteiligt. So, und wenn wir nun mal rechnen, dass eine „feste Partnerschaft“ vielleicht eine sein könnte, die bereits ein Jahr dauert und berücksichtigen, dass erst seit 2002 eine nennenswerte Zahl der Deutschen das Internet zur Partnersuche nutzt, dann hatten Internet-Dater gerade mal fünf Jahre Zeit, um aufzuholen.

Ohne jeden Zweifel ist es schön, wenn zufällig jemand vor einem steht, bei dem einen die Magenschmetterlinge heimsuchen, die Knie weich werden und sich die Körperflüssigkeiten verdächtig ansammeln – und ich gönne jedem das zufällige Erleben. Nur – ob diese Begegnung dann auch zur Ehe führt, oder ob ein mit Lust und Bedacht gesuchter Partner aus dem Internet nicht die bessere Wahl wäre, das kann euch keine Studie beweisen – das müsst ihr schon selbst probieren.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: