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Warum eine Hure nicht fröhlich sein darf

Berlin, den 19. November 2016
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Wir haben alle unser Päckchen zu tragen – nein, ich meine nicht Paketdienst-Mitarbeiter. Ich meine uns, die wir in der Arbeitswelt mit Vorgesetzten, Mitarbeitern, Anwendern und Kunden kämpfen, die nun absolut nicht so sind, wie wir sie gerne hätten.

Wir bauen zwischen Ihnen und uns häufiger Barrieren auf als Freundschaften: dort ihre Welt, hier unsere. Journalisten wissen ein Lied davon zu singen und applaudieren nicht einmal dann, wenn ihnen etwas wirklich gut gefallen hat. Wir berichten über die Welt – aber wir lieben sie nicht noch hassen wir sie. Jedenfalls nicht alles an ihr. Wer die Leserbriefe unserer Tage liest, so wie sie im Internet stehen, der fasst sich an den Kopf: Und für solche Leute schreiben wir? Wir schlucken herunter, unterdrücken das, was wir über sie denken.

Manches schreiben wir besser nie. Zum Beispiel, dass es den Unterklassehuren dreckig geht, und dass daran eben auch ihre versauten Kunden schuld sind, die Schnäppchen in Weiberfleisch machen wollen. Aber auch das Gegenteil sollten wir nie schreiben: Dass der Beruf der Begleiterin recht einträglich ist, einen hohen Bildungsgrad erfordert und ganz und gar nicht nur darin besteht, dass die Männer „abgemolken“ werden. Wer es schreibt, bekommt Ärger: Huren haben der Abschaum der Menschheit zu sein, um den sich niemand kümmern sollte als Gutmenschenverbände und die Wohlfahrt. Sonst könnten ja Medizinstudentinnen auf die Idee kommen, dass sie mit ihren Fachkenntnisse gute Begleiterinnen oder gar Dominas abgeben könnten.

Na schön – es sei denn, die Identität der „Belle de Jour“ wäre gerade aufgeflogen. Dann darf man schreiben, dass die Bloggerin und Ex-Medizinstudentin eben eine Ausnahme ist. Nur muss man neben diesen Zeilen mindestens erwähnen, dass die Mehrheit der Huren ein schändliches, widerwärtiges und unterdrücktes Leben führt.

Eine Hure darf nicht fröhlich sein – am besten dar sie überhaupt nicht so „davonkommen“, und erfolgreich sein darf sie schon gar nicht - dann wäre sie ja wie unsereins. „Was ist denn das für ein Erfolg“ wird dann über die Flure geschrien. Es geht natürlich noch dämlicher: „Warum sollte jemand für 300 Pfund eine Begleiterin kaufen, wenn er für 100 Pfund in ein Flatrate-Bordell gehen kann?“ Ach nee. Warum sollte man eine Flasche Champagner für 39 Euro kaufen, wenn man einen Sekt für 3,90 bekommt?

Offenbar darf man Huren nichts gönnen. Sie haben auf der Straße zu liegen und in den Rinnstein zu kotzen, damit die Wohlfahrt sie wieder aufpicken kann und anständige Menschen aus ihnen machen. Dann, aber nur dann, ist die Welt in Ordnung.

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Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: