Frauen bleiben gerne Mädchen - oder doch nicht?

Seit Jahren höre ich die Klage, dass Männer immer Jungs bleiben. Früher kannten wir das natürlich auch: damals sagten die Frauen oft, man würde „das Kind im Manne“ spüren. Doch heute kling es anders, eher wie ein Vorwurf: eigentlich wären wir ja alle nichts als große Jungs, die herumspielen wollen – zum Beispiel mit „Mädels“.

Dabei verschweigen die „Mädels“, dass sich vor allem bei ihnen etwas geändert hat: sie wollen ewig jung sein und ewig begehrenswert – und viele von ihnen setzen das mal mit „mädchenhaft“ gleich und fragen sich dann (wie blöd kann man eigentlich sein?) ob sie eher „Luder oder Lady“ sind. (Sind, ja wohl, sind – nicht etwa „sein möchten“).

In meinem Alter gibt es lobenswerterweise noch richtige Damen, also Frauen, die sich irgendwann einmal entschlossen haben, erwachsen zu werden und dabei ihren Stil und ihre Bildung in eine neue Persönlichkeit einfließen ließen. Heute scheint mir, dass recht viele Frauen vergessen haben, was es bedeutet, eine eigene Erwachsenenpersönlichkeit zu entwickeln und sie auch zu leben, oder noch einfacher ausgedrückt, Freundinnen: Falls ihr nie über Facebook hinauswachst, werdet ihr auch niemals erwachsen.

Übrigens heißt „erwachsen werden“ nicht, nunmehr nur noch strenge Maßstäbe an sich zu legen oder gar Prinzipien zu reiten. Das Lustvolle am Erwachsensein besteht ja darin sich seiner Handlungen bewusst zu sein und sie zu genießen, und durchaus auch Grenzen zu überschreiten. Eine wirkliche Dame? Spötter sagen, das sei eine Frau, die nicht nur weiß, wie sie sich anzieht, sondern vor allem auch, wie sie sich auszieht. Wenn Sie wissen wollen, ob eine Frau eine Dame ist, dann sagen Sie diesen Satz einfach mal. Wenn sie lächelt, oder eine humorvolle Antwort gibt, dann ist sie eine Dame.

Mein bester Rat an alle: Ein Mädchen zu sein, ist auf Dauer langweilig, und spätestens ab 30 wirkt es albern, also versucht mal, erwachsen zu werden. Erwachsen zu werden kann sich wirklich jeder leisten.

Bild © 2010 by prayitno

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