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Liebe auf den zweiten Blick

Berlin, den 20. Juli 2016
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Wenn es wahr wäre, was manche Wissenschaftler sagen, dann würden Beziehungen starten wie die Raketen. Im Millisekundenbereich, so sagen sie uns, läge der erste Eindruck – und wenn man diesen schönen Moment verpasste, dann hätte man keine zweite Chance.

Da erschauern die Menschen, die Dates eingehen, nicht wahr? Millisekunden hat man also – und dann wird man schon in der Eingangstür vom Café abgewählt?

Gibt es also keine Liebe auf den zweiten Blick?

Nun, da darf ich euch mal ein bisschen beruhigen. Der erste Eindruck ist deshalb so wichtig, weil er bei uns Menschen einen uralten Reflex auslösen soll, der bei unseren Urahnen möglicherweise lebenserhaltend war: Flüchten oder Standhalten? Unsere tägliche Lebenspraxis zeigt aber, dass wir, seit wir dem Urwald entflohen sind, doch einen gehörigen Toleranzbereich haben: Die Flucht ist selten, und meist denken wir: „Na, erst mal sehen, was er so zu sagen hat“.

Die Liebe auf den ersten Eindruck ist selten. Wer später behauptet, es sei „Liebe auf den ersten Blick“ gewesen, der mutet seinem Gehirn eine Präzision zu, für die es in keiner Weise vorgesehen ist. Richtig wäre zu sagen: „Im Nachhinein erscheint es mir, als wäre es Liebe auf den ersten Blick gewesen“ – aber es hört sich natürlich bei Weitem schicker an, zu sagen „ach, es war Liebe auf den ersten Blick“.

Die Liebe hat viele Chancen – auch auf den zweiten Blick. Es dauert eine Weile, bis man bemerkt, wie schön die Stimme des Partners ist und wie gerne man die Worte hört, die da aus dem Mund quellen. Die kleinen Lachfältchen um die Augen sieht man noch nicht in der Tür, und die sinnliche Art, sich durch die Haare zu streichen, auch nicht. Es dauert, bis man ein Glas Rotwein verschüttet und die Art liebt oder hasst, in der sie reagiert, bis man ihre Hand hält, die sich als weicher und wärmer erweist wie gedacht und bis man ihren (oder seinen) Körper so nahe spürt, dass man nicht mehr anders kann, als sich der Lust hinzugeben.

All diese Momente haben Menschen dazu gebracht, sich zu verlieben. Ein junges Paar, an das ich mich gut erinnere, hatte ein Date, bei dem keinerlei Funken flog – doch weil beide noch etwas Musik hören wollten, die sie gemeinsam liebten, lud sie ihn in ihre Wohnung ein – und nichts passierte, als das sie ein bisschen betrunken wurden. Er schlief in einem separaten Zimmer ihrer Wohnung, wachte auf, frühstückte mir ihr - und beim Abschiedskuss auf dem Balkon verliebten sie sich ineinander.

Wenn die Liebe sich zeigen soll, braucht man einen passablen Partner, den Wunsch, sich zu verlieben und einen Auslöser, der beiden dazu verhilft. Das ist eigentlich alles. Was meint ihr?

Foto ©: 2009 by diego cupolo

Euer Autor Gebhard

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