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Online-Dating: Spießer statt 'Kaputte'?

Berlin, den 25. Juli 2017

Der provokative Titel mag andeuten, wovon hier die Rede sein soll: Man war über Jahrzehnte gewohnt, die Kunden von Bekanntschafts- und Heiratsanzeigen als „Kaputte“ zu bezeichnen, und man hat dies irgendwie auf das Internet übertragen: „Ja, wer es denn nötig hat und sonst keine findet …“ beginnen auch heute noch zahllose Kommentare zum Thema.

Meinungen dieser Art waren schon immer falsch. Die Bekanntschafts- oder Heiratsanzeige war zumeist nicht der „letzte Versuch“ der Ungeküssten, sondern der erste Versuch jener, die in der eigenen Umgebung keinen Partner finden konnten, weil sie anders waren als die anderen. Man sollte dabei bedenken, dass die meisten Deutschen zur Blütezeit der Bekanntschaftsanzeigen innerhalb ihrer gewohnten Umgebung heirateten und ab diesem Zeitpunkt ein vorbestimmtes Leben führten. Man musste also damit rechnen, per „Bekanntschaftsanzeige“ eine Individualistin oder einen Individualisten zu finden, und wer das wusste, bekam seinen Wunschpartner.

Heute reden wir von „ernsthafter Partnersuche“ durch Online-Dating – und begegnen bald einer Welt, in der wir recht konservative Werte finden. Spielerische erotische Elemente haben fast keinen Platz mehr in dieser Art von Partnersuche, und das Vokabular der Lust und der Lebensfreude scheint verloren gegangen zu sein. Die neue „soziale Korrektheit“ setzt voraus, dass man auf innere Werte setzt und nicht auf erotische Faszination – jedenfalls nach "offizieller Lesart".

Ob Schamhaare, Handschellen oder frivole Dessous – das sind keine Themen für ein „anständiges“ Paar, wie es sich die Online-Partnervermittler vorstellen - und beim Blind Date schon gar nicht.

Nun mag man über Stilfragen bei Blind-Date-Gesprächen streiten – aber müssen wir wirklich so schrecklich spießerhaft daherkommen, wenn wir uns zum ersten Mal begegnen? Dürfen wir nicht wenigstens ein bisschen frech und sogar frivol sein, wenn wir einander ergründen wollen?

Ich meine, wir sollten einmal die Spießer-Etikette überprüfen, die uns von überall nahegelegt wird – schließlich ist ein Blind Date mehr als nur ein Bewerbungsgespräch um Partnerschaften, sondern eine Art Spiel um die Liebe – und da darf es meiner Meinung nach ruhig etwas lustvoller zugehen.

Was meint ihr dazu?

Foto © 2010 by J.K. Califf

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: