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Online-Partnersuche: alles nur Markt?

Berlin, den 27. Dezember 2017

Mal wird sie sanft kritisiert, die Online-Partnersuche, etwas dann, wenn vorn der „fehlenden Romantik“ die Rede ist, mal scharf, wenn einem Kulturschöngeist oder einem Hardcore-Antikapitalisten der Wandel nicht gefällt, der dadurch ausgelöst wird. Die Vorwürfe sind immer ähnlich: Der Mensch wird verdinglicht, er muss sich selbst vermarkten und wird am Ende zur Ware auf dem umkämpften Partnermarkt. Der Film „Shoppen“ trötete übrigens ins gleiche Horn: Auch in ihm ging man davon aus, dass in einer immer mehr verrohenden und beziehungskranken Gesellschaft die Ware „Partner“ vorgeführt und gekauft werden könnte.

Eigentlich sollte nur eine kleine Minderheit von Menschen, die alle Gefühle gegenüber der Realität an der Garderobe abgegeben hat, diesen Unsinn glauben. Die Partnersuche ist immer und überall auf der einen Seite ein „sich jemandem präsentieren“ oder „die Vorzüge deutlich zu machen“, auf der anderen Seite eine „Suche nach jemandem, der mich wirklich will“ oder ein „Versuch, mit wem ich harmonieren könnte“. Was wir heute dazu erleben, beispielsweise beim Speed-Dating, ist nur eine Art Balz-Ritual moderner Prägung für Leute, die sich keine Zeit nehmen wollen, sich beim Dating zu amüsieren. Dass es diese Art von „Shoppen“ gibt, zeigt lediglich, dass die Gesellschaft längst aufgegeben hat, sich um das „Ledigen-Problem“ zu kümmern, dass man heute vielleicht „Single-Problem“ nennen würde: Zu viele Menschen, die ihr Leben lang allein bleiben, tun einer Gesellschaft nicht gut.

Heute hat sich die Partnerwahl nun einmal auf das Individuum verlagert – die Gesellschaft kümmert es nicht mehr. Weil das so ist, muss jeder für sich selbst sorgen und zusehen, dass er „seines Glückes Schmied“ wird.

Indessen – und hier liegt der Fehler – glauben viele Partnersuchende, Online-Dating würde ihr Problem lösen. Sie meinen wirklich und wahrhaftig, dass sie nach Bezahlung der Gebühren mit „Kandidaten“ versorgt würden. Mit anderen Worten: Sie glauben, sich mit dem Einschreiben bei einer Online-Partneragentur von der Verantwortung für die Partnersuche freikaufen zu können.

Eigentlich müsste sie sich darüber klar sein, dass dies nicht geht. Die Verantwortung bleibt beim Suchenden, der sich rühren muss – nur das Angebot stellt die Agentur zur Verfügung. Vieles wäre leichter, wenn jeder Partnersuchende diesen simplen Satz begreifen würde: Es gibt nur eine einzige Person, die für einen Erwachsenen im Vollbesitz seiner geistigen und emotionalen Kräfte die Verantwortung übernehmen kann: die Person selbst und niemand sonst.

Bild: Pariser Huren, am Marktrand stehend. (Künstlerdarstellung)

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: