Die Liebe und die Verantwortung für die Gefühle

Vielleicht ist es euch auch schon mal so ergangen: Wenn alles gut läuft in der Liebe, dann seid ihr natürlich dafür verantwortlich, weil ihr so tolle Menschen seid und so gute Eigenschaft habt. Wenn es aber schief geht – uih … dann sind die Anderen oft schuld am Unglück.

Das System funktioniert ja ab und ganz gut, solange man es nicht übertreibt. Das harte Schicksal, die bösen Umstände, die neidische Nebenbuhlerin, der betrügerische Partner … all die sind schuld, bis man sich eines Tages hinsetzt, nachdenkt und feststellt: Ja, und welchen Anteil hatte ich daran?

Vielleicht hattest du wirklich keinen Anteil daran. Der neue Freund blieb selten über Nacht, kam nie am Wochenende und hatte einen merkwürdigen, unsteten Beruf. Die Freundinnen sehen dich immer ziemlich merkwürdig an, wenn du von ihm erzähltest, nicht wahr? Aber keine sagte: „Guck doch mal, ob der vielleicht verheiratet ist“ – das ist nämlich die nahe liegendste Erklärung für die all die Merkwürdigkeiten.

Ja, und du? Du hast seine Besuche in vollen Zügen genossen, hast mit ihm gegessen, getrunken, geredet, geschmust und lustvolle Schreie ausgestoßen, wenn er dich befriedigt hat. Wolltest du überhaupt wissen, wer er ist?

Irgendwann ist dies alles vorbei. Irgendwann meldet er sich nicht mehr, weil er die Nase voll hat von dir, weil er eine Frau gefunden hat, die ihm erregenderen Sex gibt als du oder weil er sie bequemer mit dem Auto erreichen kann – oder weil seine Frau ihr zweites Kind bekommt und er nun zu Hause gebraucht wird. Das alles gab es schon, und das alles wird es immer wieder geben.

Ja, und was machst du dann? Zeter und Mordio schreien? Oder sagst du dir dann: Es waren wundervolle drei Monate, und ich habe jeden Moment seiner Anwesenheit genossen?

Ich gab die Antwort schon in der Überschrift: In der Liebe trägt jeder die Verantwortung für die eigenen Gefühle - auch du.

Für das Gemälde war kein Urheber zu finden - © unknown

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