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Opas wollüstige Sexaufklärung: die Sittengeschichten

Berlin, den 10. Oktober 2015
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Nachdem mein Kollege hier die Sexwelt 2008 ausbreitet, will ich mit euch heute einmal ein paar Jahre zurückgehen – ja, verflixt nochmal, wie war denn die Sexwelt, sagen wir einmal, 1908?

Nun, wir scheiben um 1900 herum die große Zeit der Aufklärungsbücher. Da staunt ihr, was? Der Oswald Kolle der damaligen Zeit hieß Eduard Fuchs, doch er war bei Weitem nicht der Einzige, der etwas schreib, was die gutbürgerlichen Herrn, die sich Bücher leisten konnten, nur so verschlangen: Sittengeschichten. Ob die Sittengeschichte der Prostitution, die Sittengeschichte des Intimen – da kam alles zur Sprache, was man sonst nur unter der Hand flüsterte – und alles war noch mit ausgesprochen anregenden Fotos und Zeichnungen belegt.

Eduard Fuchs begann 1908 gerade, seine „Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ zu schreiben. Der Marxist und bürgerliche Gesellschaftskritiker brachte drei Bände heraus, die allesamt die Kritiker auf den Plan reifen: Besonders der dritte Band, der sich mit dem beschäftigte, was hinter der Fassade des Bürgertums geschah, empörte die Zeitgenossen.

Nach Fuchs gab es keine „anständigen“ Frauen – die Arbeiterinnen und Handwerkerinnen verdienten sich einen Nebenerwerb durch Prostitution und die Fräuleins des Bürgertums konnten sich ihr Salär mit Gelegenheitsprostitution als Privatsekretären aufbessern. Doch das Schlimmste: Fuchs riss die Fassade auch dort ein, wo es wehtat: Die „züchtige Hausfrau“ wusste wohl, wie sie ihr Nadelgeld in einem „Maiskorn de Rendezvous“ aufbessern konnte, und die in Keuschheit erzogenen Töchter taten für die jungen Männer gegen einen Obulus fast alles – nur eben „das Letzte“ nicht, weshalb man sie als „Halbjungfrauen“ beschimpfte.

Das Wort „Sex“ kommt übrigens damals gar nicht vor. Der Herr Pfarrer und der Herr Richter sagen „Unzucht“ oder „Beiwohnung“, das Volk „tut es“, die vornehme Dame „reguliert das Budget“ und die Dichter sprechen von der Liebesglut oder der feurigen Leidenschaft, die den Körper durchströmt.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: