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Sollten Frauen Erotik schreiben?

Berlin, den 25. März 2019

Seit Erotik in Frauenhänden gesellschaftsfähig gewordene ist (nebenbeibemerkt, nicht erst seit gestern) werden immer mehr Diskussionen darüber geführt, wie die feminine Erotikliteratur wohl aussehen könnte.

Klar scheint zu sein, dass man diese Art von Literatur benötigt: Je selbstbewusster Frauen werden, umso mehr lechzen sie nach differenzierten sexuellen Erfahrungen, und je mehr sie an die Macht gelangen, umso mehr wünschen sie sich erotische Machtspiele. Dazu gibt es zahllose Beispiele, die ich in der Kürze nicht alle aufführen kann.

Nun wagt nicht jede Frau, in sadomasochistische Kreise oder andere Gemeinschaften von erotischen Abweichlern einzutreten, zumal diese oft noch sehr stark von Männern beherrscht werden. Aber die Fantasie soll dann doch ein bisschen gefüttert werden – und siehe, das ist noch ein kleines Vakuum. Die Britinnen hatten schon früh ihre bisexuell-flagellantischen Internatsromane, die einige Zeit sehr gefragt waren, doch wollen auch sie immer mehr Romane, in denen erwachsene Frauen gewagte Abenteuer eingehen. Sinnvollerweise schafft man sich mindestens eine Heldin darin, die den Willen von Frauen und Männern gleichermaßen bricht - und eine Widersacherin, die sich aus der Defensive heraus an die Macht bringt.

Fragt sich, was heute bei Frauen eigentlich gefragt ist - jenseits der Machtspiele und Internatsromane. Noch weiß man es nicht so genau – aber es scheint so, als wäre weibliche Erotik-Literatur alles andere als mädchenhaft-verträumt. Von den Verführerinnen und Verführen wird härte und Konsequenz verlangt, von ihren vermeintlichen „Opfern“ wollen Leserinnen offenbar den ganzen Fleischtopf der Gefühle geschildert bekommen, und zwar ziemlich bildhaft.

Vergleicht man hier Angebot und Nachfrage, so ist das Angebot immer noch ein bisschen etepetete und amateurhaft. Handlungen – ja, da fällt unseren Autorinnen etwas ein. Aber die Gefühle? Die Verführung einer scheuen Journalistin durch eine konsequente Verlegerin kann über mehrere Seiten ausgedehnt werden, bevor auch nur der erste Blusenknopf geöffnet wird, um einmal ein Beispiel für eine sanfte Verführung zu nennen. In diese Seiten können Dutzende von Einzelgefühlen hineingepackt werden, die in dieser Form noch nie geschildert wurden.

Ja, Frauen sollten Erotik schreiben – und hoffentlich eine Verlegerin dafür finden.

Bild: Der Maler Antoine Joseph Wiertz (1806 bis 1865) zeigt in seinem Bild "Die Leserin" eine nackte Frau, die im Bett erotische Literatur liest, die ihr der Teufel beschafft.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: