Sie wollen Sex, sie wollen keinen Sex, sie wollen Sex …
as Frauen nicht wollen, war über Jahrhunderte klar: Sex. Sexualität war bekannt, weil man ohne sie nicht an leibliche Kinder kam, aber sexuelle Lust? Wenn es sie überhaupt geben durfte, war sie den Männern vorbehalten – und die empfanden außer Haus allemal die größere Lust als im Ehebett.
Das Rad der Geschichte drehte sich weiter: Irgendwann nahmen sich Frauen einfach heraus, Lust zu haben. Das sollten sie eigentlich auf keinen Fall, denn ein bekannter Irrenarzt (Pardon: forensischer Psychiater) hatte noch vor ein paar Jahrzehnten behauptet, sexuelle Lust gäbe es „beim Weibe“ fast gar nicht. Noch ein paar Jahrzehnte später, so ab etwa 1980, begannen die ersten Frauen, Kerle zu sammeln wie Trophäen, und gegen 2000 wurde dann mitgenommen, was nicht ausdrücklich angebunden war.
Wohlerzogene männliche Partnersuchende, die aus ihrer Jugend noch das ständige Gerangel um „darf eine Frau einen Mann in die Wohnung einladen?“ kannten, wunderten sich. Plötzlich hieß es nach kurzen Dates: „Du, wir könnten doch wirklich noch irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist, oder?“ Na, und dann war das Bett schon gemacht, der Champagner kaltgestellt … und der Mann wunderte sich und vermutete einen Haken an der Sache. War aber kein Haken dran, nicht mal einer zum Festbeißen. Denn am nächsten Morgen erfuhr man dann: Madame fühlte sich einsam, und sie brauchte mal wieder etwas Lebendiges im Bett – aber das war alles.
Nun hören wir: Die Frauen sitzen alle beim Arzt herum, weil sie ihre Sexlust verloren haben – behauptet jedenfalls der weibliche Ex-Star der erotischen Romane für Frauen, Jilly Cooper. Sie sieht in der heutigen Welt keine „übersexte und untervögelte“ Gesellschaft, sondern glaubt, dass Frauen ein eher „untersextes“ Leben führen würden. Na ja, und deshalb wollten sie jetzt auch keine erotischen Romane mehr. Keine? Ach so – nicht ihre, jedenfalls.
Bild: Aus dem Buchtitel von "Mann und Weib"