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Du willst es doch auch, mein Schatz?

Berlin, den 14. Oktober 2016
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Es gibt Sätze, die man mal einfach so in den Wind sagt. „Gott sei Dank“ ist so einer, den ich inzwischen durch „dankenswerterweise“ ersetzt habe, aber so richtig chic finde ich auch den neuen Ausdruck nicht. Da war noch „jedem das Seine“ – ist politisch unkorrekt, weil ihn einst die Nazis vors KZ gestellt haben, aber eigentlich sollte man vielleicht – nichts da, man darf nicht. Das ist so ähnlich wie mit den Negerküssen und dem Zigeunerschnitzel, bloß: das Zigeunerschnitzel wurde noch nicht zum „Romaschnitzel“ umgewandelt, während der Negerkuss inzwischen in den Schokokuss transferiert wurde.

Nun – warum ich all das schreibe: Sigrid Neudecker, meine Kollegin von der ZEIT, ist da so was in der Art aufgefallen: Nämlich „Du willst es doch auch“. Ich habe mir geschlagene fünf Minuten das Gehirn zermartert, warum Kollegin Sigrid dieser Beate-Uhse-Spruch so sauer aufgestoßen ist und mich dann auf Spurensuche gemacht: Aha, es ist „die“ Rechtfertigung für Vergewaltigungen. Übrigens musste ich recht lange suchen, um diese Behauptung im Internet zu finden.

Liebe Mitmenschen, Frauen, Bürgerinnen – hört: Das ist ein Satz wie jeder andere. Setzt ein „nicht“ dahinter: „Du willst es doch auch nicht“, dann wird klar: Es handelt sich lediglich um die kleine Manipulation, jemanden ins gleiche Boot zu holen – eine Sprachmanipulation, die jeden Tag vorkommt. Sie besitzen doch nicht etwa auch Sexspielzeuge? Sie masturbieren doch nicht etwa auch? Sie sind doch nicht etwa auch Mitglied bei einer Singlebörse? Darauf sagen wir natürlich alle gerne: nein, natürlich nicht – gleich, ob es wahr ist oder nicht. Wir entweichen gerne der Diskussion, ob wir etwas tun, das zwar viele andere auch tun, aber was sie und wir nicht unbedingt gerne zugeben.

Ein männlicher Kollege, Armin Fischer, hat gerade etwas sehr Interessantes und Lehrreiches geschrieben, was mit dem Verhalten von Frauen zu tun hat: Sie übersenden Männern oftmals Botschaften, nur um unsere Reaktionen zu testen. „Ich kann mir niemals vorstellen, so etwas Frivoles zu tragen“ ist also ein Test. Er kann bedeuten: „Kauf es mir sofort, wenn du mich behalten willst“ über „ich würde lieber etwas Eleganteres kaufen, weißt du einen Laden dafür?“ bis hin zu: „Ich verachte alle Frauen, die jemals so etwas anziehen“.

Es scheint, dass Männer viel Humor brauchen, um die „richtige“ Antwort zu finden. Zumeist soll ja ein Lächeln helfen, und die beste Stellungnahme wäre wohl: „Oh, lass uns hineingehen und nach etwas suchen, was dir wirklich gefällt.“

Viellicht ist es ja dann die Frau, die zu ihrem Mann beim Anblick eines Sexspielzeugs für „ihn“ sagt: „Du willst es doch auch, mein Schatz?“ Also, wenn du ein Mann bist: Lächeln, bitte.

Bild © 2009 by zara

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: