Sex, Liebe und Glück

Die Reihenfolge der Gefühle scheint sich verändert zu haben – folgte der Großpapa nicht noch der Großmamas Spuren „errötend, und war von ihrem Gruß beglückt“? War nicht das Glück selbst die nächste Stufe, der Genuss, zu zweit gesehen zu werden und so in die Zukunft zu schreiten? Und Sex? Nun, den hatte man, um Kinder zu haben – und nur ganz Verwegene, so weiß manche grauhaarige Dame zu erzählen, gaben zu, daran Genuss zu haben.

Heute mag der „erotische Kick“ ja immer noch Erröten auslösen, aber vom Flirt bis zum ersten Sex ist es meist nicht weit. Zwar behaupten Frauen, sie wünschten sich erst beim fünften oder siebten Mal Sex – aber das tun sie nur, wenn sie von Wissenschaftlern befragt werden. In der Praxis will eine Frau spätestes am dritten Tag Sex – und wenn der Mann es dann nicht versucht, nimmt sie dies als Beweis dafür, dass er nicht wirklich an ihr interessiert ist.

Heute – daran bestehen kaum noch Zweifel – kommt der Sex vor der Liebe. Denn die innigliche Liebe zur Person braucht bei Weitem mehr Zeit als drei Tage – oftmals dauert es Wochen, Monate oder sogar Jahre, bis man „ein Herz und eine Seele“ wird – und das tiefe Glück entsteht erst, wenn man erkennt, dass die andere Person das eigene Leben bereichert.

Manche Autoren beklagen, dass Sex solche Priorität hat. Sie kommen aus dem konservativ-bürgerlichen oder religiösen Lager, die solche Begriffe wie „Keuschheit“, „Enthaltsamkeit“ überhaupt erst erfunden haben. In manchen Kulturen (auch in Deutschland) war das ganz anders: Erst musste die Frau beweisen, dass sie fruchtbar war – dann wurde geheiratet.

Auch dies sollten wir nicht vergessen: Über viele Jahrhunderte wurde überhaupt nicht aus Liebe geheiratet: Man brachte das Paar zusammen und erwartete Nachkommen. Ob das Paar dies in Liebe tat, war den Ehestiftern zwar nicht gleichgültig – es war aber durchaus zweitrangig.

Lechzen wir nicht alle nach Liebe, Sex und Erotik?
Bild: Beautyisdivine

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