Dating-Ratgeber: Anleitung zum Helfen oder zum Verzweifeln?
Als dem Psychoanalytiker Paul Watzlawick einmal auf den Senkel ging, was seine dummdreisten Kollegen an Beratungsliteratur (How-To-Books, Selfhelp-Books) schrieben, kam ihm die Idee zu seinem Buch „Anleitung zum Unglücklichen“ („The Situation is Hopeless, but not Serious“). Seither hat sich an der Situation wenig verändert: Die „How-To-Books“ werden immer mehr, ihre Inhalte immer fragwürdiger.
Das gilt für das Dating (die Partnersuche) und das Flirten mehr als für alle anderen Bereiche des Lebens. Schreibe ich nämlich ein Buch: „Wie man einen Fußboden saniert“, denn zeigt sich am Ergebnis, ob das Buch etwas taugt oder nicht – es sei denn, man hätte grobe Fehler gemacht. Beim Flirten, beim Daten oder bei der Suche nach den richtigen Partner ist es allerdings ein wenig anders. Schlechte Ergebnisse liegen nämlich niemals am Buch oder am Autor, sondern immer am Leser. Der macht die Sachen dann eben nicht richtig, und weil alles (anders als beim Fußboden) nicht so richtig nachvollziehbar ist, glaubt der arme Partnersuchende das dann vielleicht auch noch.
Anleitungen zum Umgang mit dem anderen Geschlecht sind in der Regel völlig unbrauchbar, und zwar aus einem verblüffenden Grund: Wir haben es gar nicht mit „dem anderen Geschlecht“ zu tun, sondern mit nach Tausenden zählenden verschiedenartigen Charakteren. Wir müssen also gar nicht auf „das andere Geschlecht“ sehen, sondern wir müssen auf uns sehen – auf das, was wir wollen. Dann müssen wir einen Weg finden, unsere Wünsche anderer zu vermitteln, und zwar so, dass sie uns zuhören. Das ist eine Kunst, die sehr schwer zu erlernen ist, gleich, ob das Thema nun Partnersuche oder anders heißt.
Ratgeber? Beratungsbücher? Anleitungsbücher? Ich behaupte nicht, dass alle diese Bücher unbrauchbar sind, denn gewisse Grundlagen kann man immer gebrauchen. Aber viele Bücher sind Anleitungen zum Verzweifeln – und wenn ihr das nicht unterscheiden könnt, dann sage ich euch: Kauft lieber gar keins – das erspart euch Geld und Ärger.
Bild © 2009 by Ed Yourdon
Mehr bei Dr. Petra Boynton (in englischer Sprache)