Keiner weiß, was Liebe ist

Heute wende ich mich mal an die etwas jüngeren Leserinnen und Leser – einfach, weil sie sich noch fragen: „Wie ist das eigentlich mit der Liebe?“ oder „Wie merke ich, dass ich verliebt bin“ oder vielleicht sogar „soll ich mit meinem Partner Sex haben, wenn ich verliebt bin?“

Das Merkwürdige an der Liebe: Alle Leute reden kluges Zug darüber, aber keiner weiß wirklich, was Liebe ist. Nur eine(r) kann es wissen: DU. Denn die Liebe gehört immer zuerst dir, dann dir und deinem Partner – und sonst eigentlich niemandem. Wenn du einen Rat bekommst und viel Glück hast, dann beruht et wenigstens auf Erfahrungen. Hast du aber Pech, so wird die ein „pädagogischer“ Satz entgegengeworfen, mit dem du gar nichts anfängst, etwa „es ist noch zu früh für die Liebe“, „mach erst mal deine Ausbildung zu Ende“ oder dergleichen.

Es ist rührend zu sehen, wie viele Ratgeber es über die Liebe gibt: Von der Sandkastenliebe über die Pubertät bis zur Altersbeziehung wird so gut wie alles abgedeckt. Doch kleines dieser Bücher passt auf dein Problem, egal, in welchem Alter du bist, denn keiner der Autoren kennt dein persönliches Leben, deine Art zu lieben und die Tiefen deiner Empfindungen.

Sind Ratgeber deshalb ganz vergeblich?

Nein, das sind sie nicht. Wichtig ist vor allem, dass alle Fragen beantwortet werden, die man mit Fug und Recht beantworten kann: Fragen der körperlichen Liebe, der Hygiene, der Empfängnis und der Verhütung, zum Beispiel. Die Mediziner sind also immer die ersten Adressen, und sie sind selten unterschiedlicher Meinung. Die weiteren Fragen, die sich für die Liebenden stellen, sind „wie, wo und wann kann ich Lieben?“ und „Welche Praktiken sollte ich probieren und welche meiden?“ Schließlich auch: „Was kann passieren, wenn …?“

Die zweite Adresse ist immer der Psychologe – das muss kein professioneller Psychologe sein – ein lebenserfahrener Mensch reicht oft auch. Psychologen helfen im Konfliktfall: „Ich will dies, aber auch jenes, bekomme es aber nicht zusammen“ oder „er will etwas, das ich nicht will, aber ich will ihn auch nicht verlieren“ und natürlich die Kernfrage: Wohin will ich eigentlich? Wo will ich in drei oder fünf Jahren sein?

All dies können auch Psychologen (auch Psychotherapeuten und Lebensberater) nur persönlich mit dir besprechen – ein Rat aus einem Buch hilft nur ganz, ganz selten. Denn der gute Psychologe weiß im persönlichen Gespräch, was der Buchautor ignoriert: Keiner weiß, wie deine Liebe wirklich ist – außer dir.

Bild: © 2008 by megyarsh

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