Lustobjekt Frau – Lustobjekt Mann?

Nach der Meinung vieler Frauen sehen wir Männer in ihnen ja nichts als „Lustobjekte“. Nun müsste eigentlich eine eindeutige Definition eines Lustobjekts kommen: Ein Mensch, der ohne eigens zutun von einem anderen Menschen als Objekt seiner Lüste betrachtet wird. Doch ist dies der Fall?

Ich will gar nicht verhehlen, dass es so etwas gibt. Zwar wird bei solchen Fragen immer zuerst die Pornografie verdächtigt, doch hätte ich da eine andere Gruppe im Auge: diejenigen Trickverführer (PUAs), die glauben, dass Frauen nichts sind als eine fleischliche Verfügungsmasse, die man auf irgendeine hinterhältige Art flachlegen muss. Damit gar nicht erst Missverständnisse entstehen: Ich glaube nicht, dass alle Verführer so denken. Verführungen an sich sind keine Schande, weder für die Verführte noch für den Verführer, aber das Brechen des fremden Willens mit Hypnose und anderen Psychotricks ist mit einem Wort menschenverachtend.

Reden wir doch einmal von der Liebe, der Lust und der Leidenschaft. Frauen und Männer spüren sie, und vielen von ihnen steht sie im Gesicht geschrieben. Wir sind nun einmal alle irgendwie und irgendwann bedürftig, und dann sind wir eben sowohl Objekt, weil wie beobachtet werden, als auch Subjekt, weil wir provozieren. Damit auch dies klar wird: Die Frau, die auf der Straße mit kurzem Rock und halbdurchsichtiger Bluse herumläuft, ist zwar ein Objekt der erotischen Beobachtung, aber deswegen noch kein Lustobjekt. Zum Lustobjekt wird sie erst, wenn sie jemand erkennbar begehrt, sie ihn aber daraufhin abweist. Zum Lustsubjekt wird sie, sobald sie selbst untrügliche Flirtsignale aussendet.

Was sind wir denn im Alltag? Jeder Mensch ist Subjekt wie auch Objekt. Partnersuchende haben ohnehin keine Wahl: Sie müssen sich als Objekt zur Beobachtung freigeben, und als Subjekt gehen sie auf die Suche. Also: Verschont uns alle bitte mit Sprüchen wie „die Frau wird zum Lustobjekt“. Alle erwachsenen Partnersuchenden dürfen so oft, so viel und so lange Lustobjekte sein, bis sie den Vorgang fallen lassen und sagen: „Nein. Danke!“ Männer übrigens auch. Die von weiblichen Wesen angepeilten Lustobjekte männlichen Geschlechts sind keinesfalls alle begeistert, wenn ihnen liebeshungrige Damen nachstellen.
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