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Zurück in die Realität

Berlin, den 17. November 2018

Heute wollte mir mal wieder jemand erklären, wie die Partnerwahl funktioniert. Es war (ihr werdet es euch vielleicht denken können) ein Psychoanalytiker, der irgendetwas von „Symmetrie“ gefaselt hat, also davon, dass Menschen bevorzugt würden, deren linke und rechte Körperhälften ziemlich ähnlich sind. Letzte Woche habe ich jemanden getroffen, der darauf beharrte, dass „Gleichheit“ die Voraussetzung sei, um sich ineinander zu verlieben, und nächste Woche behauptet bestimmt wieder jemand, dass die gesamte Steuerung unseres Paarungsverhaltens evolutionär bedingt sei.

Na schön – sie sollen alle ihre Lieblingstheorie vertreten dürfen. Aber was nützte uns eigentlich, zu wissen, in wen wir uns theoretisch verlieben würden, wenn die eine oder andere Theorie wahr wäre? Mit Verlaub: In der Kantine, in der Bar oder auch bei der ersten Begegnung „online“ sind diese Fragen völlig unwichtig. Wir verlieben uns in das, was wir als „sinnlich“ in Erinnerung haben – in einen Augenaufschlag, einen sinnlich gekräuselten Mund, ein Lächeln oder in eine Melancholie. Vielleicht ist es sogar eine Art Fetisch, in die wir uns verlieben: in den kurzen, wippenden Rock und die darunterliegenden Schenkel, in das Abendkleid mit den schmalen Trägern und dem erregenden Blick auf nackte Schultern, in die Beine, die uns aus echten Nylons anlachen. Dabei habe ich noch nicht einmal die Düfte, Bewegungen oder Haarfarben erwähnt.

In der Realität sehen wir keine nackten Gesichter, sondern geschminkte, keine nackten Brüste, sondern solche, die von raffinieren BHs getragen werden, und keine nackten Hüften, Becken und Schenkel, sondern solche, die (wenngleich oft leicht) verhüllt sind. Wir werden von der Bewegung von Becken, Hüften und Po erregt, nicht von deren idealen Proportionen. Wir beißen am Wurm an, nicht an der Angelrute.

Keine Studie über unser angebliches Paarungsverhalten kennt einen sinnlichen Augenaufschlag, einen verführerisch sich kräuselnden Mund, verbunden mit dem Duft eines schweren Abendparfüms – von der Berührung sanfter Hände einmal ganz zu schweigen.

In der Realität funktioniert die Liebe eben ganz anders als im Labor. Übrigens viel, viel schöner.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: