Das geht nicht beim Dating: Anspruch

Ich würde das Wort „Anspruch“ gar nicht so oft strapazieren, wenn es nicht andere täten – doch die Autorin eines Beitrags für „37 Grad“ im ZDF macht uns vor, wie Dating nicht funktionieren kann. Aber zuerst einmal das Zitat, auf das ich mich berufe:

Alle drei Männer sind völlig verschieden, können aber aufgrund ihrer vielen gescheiterten Beziehungen und enttäuschenden Affären ihre Ansprüche genau formulieren.

Da stutze ich: Sind also gescheiterte Beziehungen und enttäuschende Affären nötig, um zu wissen, was man will? Oder ist es nicht eher so, dass sie dazu führen, zu wissen, was man nicht will? Und hilft es uns auch nur einen Millimeter weiter, wenn wir wissen, dass wir „unsere Ansprüche formulieren“ können?

Nein, nein und nochmals nein – so kommt niemand weiter. Besser ist, zu wissen, wer man selber ist, denn daran scheitert der größere Prozentsatz der Suchenden. Es reich allerdings nicht, zu wissen, wer man selber ist – man muss auch wissen, wie man sich selbst in eine Beziehung einbringen kann und will. Wie passt „Scheitern“, „Enttäuschung“ und Anspruch“ dazu? Sind es nicht die geeigneten Bausteine, um neue Ruinen, Luftschlösser und Kartenhäuser aufzubauen?

Glauben Sie mir – und glauben sie nicht dem ZDF. Die Menschen mit Ansprüchen haben (was eigentlich logisch ist) deutlich geringere Chancen, überhaupt einen Partner zu finden als die Menschen mit gesunder Kompromissbereitschaft. Auch die Kenntnis des eigenen Standorts in Beziehungen hilft, sich besser in die Realitäten einzufügen – und nicht zuletzt: Beziehungen sind immer eine Wette auf die Zukunft – und in der kommen „Traumpartner“ nicht vor. Schade, dass man im ZDF zu kurz gedacht hat.

Informationen über die Sendung: ZDF.

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