Kann man durch Blind Dates Liebe lernen?

„Ach, lieber Herr, Liebe lernt man doch nicht“, sagte mir einmal eine reifere Dame. Fragt sich natürlich, woher man dann die Fähigkeiten beziehen soll, die man für die Liebe (und damit meine ich alle Möglichkeiten der Liebe) eigentlich benötigt, wenn man sie doch niemals irgendwo erlernen durfte.

Etwas Merkwürdiges habe ich immer wieder festgestellt: Die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Wollens in der Liebe und in Beziehungen werden den Partnersuchenden oftmals erst bei Dates bewusst. Mit anderen Worten: Bei Dates kannst du herausfinden, was und wen du wirklich willst.

Meine Freundinnen und Freunde, die einmal in psychologische Studien hereingerochen haben, rümpfen dann das Näschen: „Ja, das sollte man doch vorher wissen, nicht wahr?“ sagen sie dann pikiert. Aber mit „sollte, könnte und hätte“ ist die Schlacht des Lebens nicht zu gewinnen. Also gehen tägliche Frauen und Männer sozusagen mit der Machete in den Busch, um sich ihren Weg zur Liebe freizukämpfen – ohne Kenntnisse des „Selbst“, also ohne die Persönlichkeit zuvor kritisch zu erforschen.

Nun ist die Sache mit der Persönlichkeitserforschung sowieso eine ziemlich wacklige Angelegenheit: Bekanntlich verändert sich die Persönlichkeit, sobald man sich in Zweierbeziehungen hinein begibt. Nun fehlt nur noch ein Schritt: Blind Dates sind spiele mit den Möglichkeiten von Beziehungen, und es scheint zumindest so, als ob damit auch schon die möglichen Veränderungen einkalkuliert würden. Es kommt ja gar nicht darauf an, OB man zusammenpasst, sondern WIE man zusammenpasst – und das kann sehr variabel sein.

Was folgt daraus? Bei Dates kann man beides lernen: das eigene Verhältnis zur Liebe einerseits, aber auch, was man selber von einer Beziehung erwarten darf. Niemand sollte sich darauf berufen, dass er zuvor schon alles weiß und schon immer jeden Winkel seiner Psyche gekannt hat.

Unter Mitverwendung der Idee eines englischsprachigen Artikels.

Bild: Fotomontage

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