Partnersuche: Spiel, um zu spielen?
Die Partnersuche wird von Menschen seit dem Aufkommen der romantischen Liebe als ein Spiel betrieben, an dessen Ende aber ein festes Ziel steht: den passenden Partner zu finden. Man muss sich darüber klar sein, dass wir alle bei der Liebe spielen: ob eine Dame der Vergangenheit nun kokettierte oder eine Frau der heutigen Zeit trotz vorhandener Liebeslust noch wartet, bis sie mit ihrem Partner ins Bett steigt: All das gehört zum Spiel mit den Möglichkeiten. Der berühmte Ronald D. Laing hat einmal behauptet, dass die Menschen oft ein Spiel spielen, indem sie damit spielen, kein Spiel zu spielen.
Das klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Da sitzt ein Mann einer Frau gegenüber und verspürt plötzlich den Drang, sie anzusprechen. Er glaubt, jetzt würde ein Spiel losgehen, das er beherrscht. Ist das die Wahrheit? Natürlich nicht. In Wirklichkeit ging eine längere Zeit der analogen Kommunikation voraus: Die Frau sandte Flirtsignale aus, der Mann empfing sie und sein Verlangen wurde größer, bis er sich schließlich entschloss, sie anzusprechen. Fragt man nun die Frau, ob sie ein Spiel gespielt hätte, so wird sie „nein“ sagen – sie hat das Spiel gespielt, kein Spiel zu spielen.
Das Problem beim Spiel mit der Liebe ist nicht, dass es ein Spiel ist, sondern dass wir das Ziel aus dem Auge verlieren. Gerade beim Online-Dating sind viel so fasziniert von den Spielen, die damit verbunden sind, dass sie vergessen, mit einem Ziel angetreten zu sein. Ich erinnere mich dabei vor allem heftig an Leute, die ständig über Email kommunizieren und nie zu einem Treffen bereit sind.
Wer sein Ziel hingegen im Auge behält, aber die spielerischen Komponenten des Kennlernens durchaus genießt, dürfte am besten für die Partnersuche im 21. Jahrhundert aufgestellt sein. Mein Rat wäre also, sich fröhlich, positiv und durchaus auch ein wenig spielerisch an die Partnersuche heranzuwagen. Sollte die passende Partnerin oder der passende Partner einem gegenübersitzen – dann wird es allerdings Zeit, sich ans Ziel zu erinnern und etwas mehr zu tun, als sich nur über den netten Abend zu freuen.
Bild: © CC 2008 by jeroenbennink