Papi, Papi, sag mir, dass ich schön bin!

Habe ich mich da verlesen? Papi ist der wichtigste Mann im Leben von Töchterchen. Er muss über Jahre den liebevollen Beschützer ersetzen, der eines Tages mit seinem weißen Ross in voller Rüstung (Harnisch geöffnet) vor der Tür steht und das Töchterchen hinweg trägt auf sein Schloss. Und vor allem – er ist der Mann, der ihr sagen muss, dass sie schön ist.

Wovon rede ich da? Von Vater und Tochter? Papi sagt Töchterchen, das sie sein Zuckerpüppchen ist?

Augen reiben, noch mal hinsehen: Papi ist wirklich Papi, und Töchterchen sagt: „Was ich von Papi brauche, ist Bestätigung - er muss mir sagen, dass ich wunderschön bin“. Oh ja, Prinzessin und was noch? „Wenn wir so etwas zu Hause nicht gesagt bekommen, dann müssen wir da hinaus“ (gemeint war wohl die böse Welt, wo Zwerge hausen und Jäger herumballern). Ei, Schneewittchen, sind wir im Märchen?

Nein – wir sind in Colorado Springs, USA, auf einem Vater-Tochter-Reinheits Ball. Nun sagt bitte nicht, das gäbe es nicht. Papi geht da mit Töchterchen hin, die gekleidet ist wie eine Braut bei der Verlobung.

Ja, und was machen die da? Vor dem Kreuz knien – und eine weiße Rose für die Reinheit der Tochter unter das Kreuz legen. Der Chronist vermerkte: "Händchen haltend gingen sie davon."

Also – wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Und falls sich der weiße Ritter nicht blicken lässt und sie sich nicht versündigen wollen, werden sie auch mit 40 noch Jungfrauen sein - falls ihnen Gott nicht mit mehr Einsicht schenkt, als es in Colorado Springs üblich ist – und das sage ich, so wahr ich Gramse heiße.
Foto: © CC 2008 by astanglin

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