Wiki Leaks: Und wann leckst du?
Ach, es ist ja so schön, Mitglied einer Gemeinschaft zu sein, nicht wahr? Aber nicht mal im Dackelzüchterverein oder im Vorgartenverschönerungsverein, ja, nicht einmal im Swingerklub (ihr seht schon, ich bin heiß begehrt) weiß man alles über mich. Selbst Liane sagt mir ja immer: Mönsch, JoJo, da entdecke ich ja Seiten an dir ..., und dann guckt sie immer mit 50 Prozent Bewunderung und 50 Prozent Menschenverachtung auf mich herab: „Gramse, Gramse … tz, tz.“
Nun weiß ja allerdings dieser blonde Hüne, dieser Julian Assange, von den Wikinger Lecks (das sind die Reste der Wikingerbeute, als sie die Amis ausgeraubt haben) jede Menge von anderen – Raubzüge waren doch schon immer Wikingerspezialitäten, oder nicht?
Nun ist das aber so: Die Daten von Annie oder Carmen sind schon längst im Netz, mit Geburtsjahr, den letzten Partyerlebnissen, Mädchenküssen und Bettgeschichten und tollen Halbaktfotos mit Tätowierungen. Da fehlt eigentlich nur noch das Datum der Entjungferung und wer der Glückliche war. Denn Anni und Carmen und Peter und René plappern und plappern und plappern im Netz. „Ist ja alles auf privat“, sagen mir die Leutchen dann. Na klar, bis die „Privatfotos“ mit dem süßen Leckermäulchen mal durch ein Leck an die Öffentlichkeit kommen.
Nun muss man bloß noch wissen, wo die Jungs und Mädchen früher mal zur Schule gegangen sind, was leicht herauszubekommen ist, und dann kann man sie mal fragen: Ey, du, hat dich Fritz eigentlich damals wirklich ins Bett gekriegt oder hast du nach deinem Zungenkuss mit Sarah tatsächlich ein Bi-Erlebnis mit ihr gehabt? Auch nett, wenn die Kerle draußen alles von dir kennen, von deinen Nippelchen bis zu deiner Adresse, nicht?
Meine Favoritin Buschbaby ist übrigens nicht im Netz – nirgendwo. “Aber JoJo, ich bin doch keine Hure“, hast sie mit ihrem schönsten Lächeln gesagt. Seither weiß ich, was ich von „Sozialen Netzwerken“ halten muss – so wahr ich Gramse heiße.
Bild © 2010 by lesmedia.