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Sex hat keinen Sinn und ist dreckig

Berlin, den 17. Juli 2018

Ich erinnere mich noch an Zeiten, als die jungen Frauen darüber belehrt wurden, dass Sex „als solcher“ animalisch und schmutzig sei. So widerwärtig, dass sich die jungen Frauen schämten, ihre Mütter danach zu fragen, was sie denn wirklich erwarten würde, falls es ihnen geschähe. „Wenn du einmal heiratest, wirst du es trotzdem ertragen müssen“, orakelten die Tanten, die dann ersatzweise befragt wurden, außer Tante Felizitas. Von ihr ging die Mär, dass sie sich regelmäßig junge Musiker ins Haus holte, die ihre Saiten zu streichen verstanden. Sie schlug erst die Augen zu, dann wieder auf, und bevor sie die Hände der jungen Fragerin nahm errötete sie sanft, wenn sie sagte: „Wenn du es richtig erlernst, ist es wunderschön für dich“.

Die meisten jungen Frauen hatten keine Tante Felicitas. Das Geheimnis, um das ging, wurde ohnehin nie enthüllt, sondern man sagte den jungen Frauen, sie würde es wohl erfahren, wenn sie verheiratet seien – ja, und es sei schmerzhaft, doch würde der Schmerz später nachlassen. Solche Dinge würden eben zu einem Frauenleben gehören, und es sei noch immer besser, als so zu Leben wie das der Tante Felicitas, die nun "über die Zeit" gekommen sei und keinen Mann habe.

Deise Sammlung von Anekdoten kam mir wieder in den Sinn, als ich jetzt von einem angeblichen „Trend“ aus dem New York des Jahres 2011 hörte – das sexlose Partyleben von arroganten jungen Wohlstandsbürgern, die Sex einfach als „sinnlos und schmutzig“ empfinden. Manche Schnatterliesen beeilten sich, diesen „Trend“ zu bestätigen, und die Worte von heute ähneln denen der Moralapostel der 1950er und 1960er Jahre: „König Sex“ gehören vom Thron gestoßen, man müsse die jungen Frauen wieder zu Keuschheit und Wohlanstand erziehen … und so weiter. Sexuelle Empörungskampagnen gehören in den letzten Jahren zum guten Ton, wo immer sich die „bessere Gesellschaft“ versammelt – allerdings nur, soweit es andre betrifft. Man selbst? Ach bitte, darüber spricht man doch nicht, nicht wahr?

Wer Sex für „schmutzig“ hält, ist kein Mensch mehr, sondern ein menschenähnlich agierender Sozialzombie. Allerdings darf man nicht ernst nehmen, was solche Leute sagen: Der nächste Trend kommt bestimmt, und wahrscheinlich ist er von gegenteiliger Art.

Anmerkung: "Tante Felicitas" gab es nicht wirklich - sie steht hier stellvertretend für die wenigen lustvollen Frauen der 1950er Jahre. Ihr Verhältnis zu den "wohlanständigen" Frauen lag gegen 1 : 100.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: