FlirtXpert - Experten & Singles schreiben über Flirt, Dating & Verlieben 2000 Flirt-Beiträge

Verlagerung in die Online-Szene: Frauen abschleppen

Berlin, den 15. November 2016
machmiachan.jpg

Zugegeben, der Begriff „Frauen abschleppen“ klingt nicht toll, aber es ist die exakte Übersetzung von „Pick-up“ – und ein Pick-up-Artist ist ein Abschleppkünstler, also eine Taschenausgabe von Giacomo Casanova, der seine Frauen in Bars überredet, mit ihm die Nacht zu verbringen.

Die Sache mit dem Abschleppen funktioniert etwa so: In den USA sind Bars der bevorzugte Treffpunkt von Frauen und Männer, denen man im Allgemeinen Seriosität unterstellen kann. Es ist üblich, dass die Männer die Frauen ansprechen, und diese sind auch darauf vorbereitet: Szenen wie in deutschen Bars (wie kommst du eigentlich dazu, mich einfach anzuquatschen?“) sind deshalb selten. Der PUA versucht, die Seriosität zu umgehen und beginnt ein derartiges Gespräch mit dem Ziel, die Dame an der Bar ins Bett zu quasseln. Dabei geht er schrittweise und systematisch vor, bis er (meist, nachdem er dafür gesorgt hat, dass die Dame viel Alkohol trinkt) mit ihr im Bett landet.

Durch Online-Dating und Wirtschaftskrise ist den PUA-Instruktoren aber ihr wichtigster Markt weggebrochen. Denn die Leute, die ihre Kurse kauften, fragten immer häufiger, wie man sich denn nun Frauen aus dem Internet holt, um sie beim ersten Date ins Bett zu bringen. Um den zweiten Schritt dabei nicht vor dem ersten zu tun, wurde es zusätzlich nötig, noch PUA-Anweisungen für die Anmache im Internet zu verfassen.

Der Erfolg war dürftig, denn die PUAs hatten keinerlei Erfahrungen mit dem Internet. Die dümmlichen Ratschläge, die sie gaben, entsprachen ganz den Vorschlägen, die sie machten, um einfach gestrickte Frauen an Bars ins Bett zu lotsen: „Nie wirklich auf eine Frau eingehen“, war ein Rat, der völlig danebenging, und „schreib möglichst vielen irgendwelches Zeug, ganz egal, was“, war der andere dusselige Hinweis, der zu dem Ausdruck „Dynamitfischer“ für diese Art von Männern führte.

Ein einziges Buch macht hier eine Ausnahme: „Der perfekte Online-Verführer: wie Sie im Internet garantiert jeden Partner erobern“. Sieht man einmal von dem reißerischen Titel ab, für den der Verlag verantwortlich ist, so findet man hier fundierte Vorschläge, wie man Frauen sinnvoll „aus dem Fischteich“ herausholen kann und wie man auf diese Weise zu einem Date kommt. Dieser Teil des Buches stammt von Henning Wichers, einem der profiliertesten Experten im Internet-Dating. Seine Co-Autoren von Oliver Kuhn und Axel Fröhlich tragen dazu bei, einen Blick hinter die Kulissen der Verfügungskünste zu tun, was sich als ganz praktisch für manches Blind Date erweisen kann – von diesem Teil dürft ihr aber nicht viel Neues erwarten, denn ein ähnliches Buch liegt bereits seit Langem vor. Also: Anfänger in der Online-Partnersuche finden hier den richtigen Weg bis zum Date, und potenzielle Verführer kommen dabei auch auf ihre Kosten. Das mit dem „Verführer“ solltet ihr freilich nicht ganz so ernst nehmen: Garantiescheine für Verführungen liegen auch diesem Buch nicht bei.

Bild: © 2005 by DODO

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: