Die Lust am Spiel

Als Berater hat man so seine Probleme: Sagt man seinen Klienten, sie sollten die Sache erst nehmen, dann fragen Sie „wo bliebt denn da der Spaß“ – und rät man ihnen, die Sache locker anzugehen, dann sagen sie oft empört: „Aber für mich ist die Sache sehr ernst“.

Soll ich schreiben, wie mir die Finger gewachsen sind? Na denn.

Also: Das Blöde an unserem Verhalten als Erwachsene ist, dass wir glauben, keine Spiele mehr zu spielen. In Wahrheit spielen wir natürlich weiter: Carmen spielt die Geheimnisvolle, deren inneres Feuer man nur mit der richtigen Zauberformel wecken kann. Jenny kokettiert, das heißt sie flirtet auf Teufel komm heraus, aber wenn man ihr näher kommt, weist sie einen erst mal zurück. Eva-Maria spielt die Unschuldige: Eigentlich will sie gar niemanden, aber vielleicht – bei ganz viel Mühe – würde sie ja mal eine Ausnahme machen.

Sollten wir Carmen, Jenny und Eva-Maria jetzt verdammen? Ich denke nein – wir sollten einfach ihr Spiel spielen. Denn genau das wollen sie von uns.

Falls ihr jetzt meint, dass Karla, die klare mit dem Hang zum Naturschutz, nicht spielt, weil sie sagt, sie wäre eine natürliche Frau, wohl nicht spielen würde – Fehlanzeige. Kein Etikett, das sich jemand oben draufklebt, ist die Garantie dafür, dass ausschließlich Ernst und Wahrhaftigkeit in der Verpackung sind.

So ist es denn so, dass alle mit allen spielen – nur ein Problem haben sie dabei: Carmen, die mit dem inneren Feuer, ist nur zufrieden, wenn man zu ihren Regeln spielt - genau wie die anderen Charaktere auch, die ich geschildert habe. Will man zu anderen Regeln spielen, dann gibt es einen tollen Kampf – der kann durchaus auch im Bett enden – aber erstmal will er durchgefochten sein.

Mehr über Spiele? Macht es zum Thema, in der Diskussion, dann schreibe ich mehr darüber.

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