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Der Charakter in der Partnersuche – ein Flop?

Berlin, den 31. Oktober 2018

Früher behaupteten Partnersuchende einfach von sich „Charakter zu haben“, und sie wollten damit sagen: „Ich bin kein Casanova, sondern ich habe ernste Absichten“. Ich schreibe bewusst in der männlichen Form, denn von Frauen wurde kein Charakter verlangt – bestenfalls Treue.

Inzwischen funktioniert die Tour nicht mehr: Man will nicht nur wissen, ob jemand Charakter „hat“, sondern man fragt nach sogenannten „Charaktereigenschaften“, die heute eher „Persönlichkeitseigenschaften“ heißen. Wir „dummen Laien“ werden jetzt möglicherweise eine ganze Anzahl solcher Eigenschaften aufzählen können, und wir teilen diese Meinung mit den Schriftstellern, die ein ganzes Repertoire von Begriffen verwenden um eine Geisteshaltung, eine Lebensweise, ein Verhalten oder etwas anderes zu beschreiben, das „in der Person liegt“.

Anders die Psychologen: Sie glauben wirklich und wahrhaftig, mit drei bis fünf Persönlichkeitseigenschaften auszukommen. Ganz oben steht dabei der Neurotizismus, und wer jetzt nicht gleich sein Wikipedia aufschlagen möchte: Das ist der Faktor, der uns als „stabile oder labile Persönlichkeit“ ausweist. Mit anderen Worten: Hat man alle Tassen im Schrank und demonstriert dies auch, dann ist man Supermann oder Prachtweib, wackeln die Tassen bereits oder ist mal eine heruntergefallen, dann ist man zweit Wahl, was im Psychologendeutsch beispielsweise „emotional labil“ heißt.

Sicher – auch ich lasse keinen Tag aus, um den Partnersuchenden zu sagen: „Hey, hört mal, Persönlichkeit punktet in jedem Fall, und Selbstbewusstsein ist der wichtigste Faktor der Persönlichkeit.“ Die Frage ist allerdings, ob es nicht einer gewissen Labilität, Irrationalität oder einfach einer „Rauschigkeit“ bedarf, um der Liebe zu verfallen – trotz Super-Persönlichkeit ohne Ecken und Kanten.

Würden wir uns wirklich „nach dem Herzen“ entscheiden, so müssten wir fragen: „Ich liebe sie/ihn – aber wird ihre/seine Persönlichkeit eine dauerhafte Beziehung ermöglichen?"

Wir auch umgekehrt ein Schuh draus? Also dann, wenn wir einen Menschen zuerst nach der Persönlichkeit aussuchen und uns dann überlegen, ob wir ihn auch lieben könnten? Ich bezweifle es und plädiere deshalb dafür, die Liebe als Grundlage zu nehmen – und dann zu schauen, ob die beiden Persönlichkeiten eine tragfähige Lebensbasis für das neue Paar bilden können.

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Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: