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Die Liebe ist anders, als du denkst

Berlin, den 03. Juni 2018

„Sag mal, wo lebst du denn?“ – die Frage ist ernst gemeint. Nein, ich meine nicht, ob du in List oder Selfkant, Oberstdorf oder Görlitz wohnst (das sind die äußersten Punkte der Republik), sondern in welcher Welt deine Gefühle und Ansichten leben.

Denn da liegt der Knackpunkt der neuen Zeit: Spätestens seit den 1990er Jahren orientieren wir uns nicht mehr an Frau von der Leyen (oder Alice Schwarzer), nicht mehr an Helmut Kohl (oder an Joschka Fischer). Ja, wir orientieren uns nicht einmal mehr an Mami und Papi, Tante Lene oder Onkel Fritz. Wir können tun und lassen, was wir wollen, solange wir niemanden schaden – und das gilt auch für die Liebe. Es ist noch nicht lange her, da traf ich eine Frau über 40, die so redete, als stünde ihre Mutter geradeswegs hinter ihnen und würde zuhören. Ein Lover? Mit Empörung: „Kommt für mich nicht infrage.“ Ein jüngerer Mann? Mit Erröten: „Ich will doch kein Bübchen“. Ja, dann vielleicht mal so eine Sechswochenbeziehung mit Echtliebe-Glanzeffekt? Mit dem Ausdruck der Verachtung: „Ich suche eine Beziehung, keine Affäre“.

Es wäre schön, wenn aus dieser Frau Selbstachtung gesprochen hätte, aber ich konnte deutlich merken, dass es das “Mäuschen im Ohr“ war, das ihr jeden „schrägen Gedanken“ sofort ausredete.

Zwei Dinge habe ich dazu heute zu sagen: zuerst einmal, dass es für eine Erwachsene etwas peinlich wirkt, wenn man seine Selbstachtung daran aufhängt, ob die Beziehungen eine Nacht, sechs Wochen oder 20 Jahre dauern. Das Zweite ist etwas komplizierter, aber ich will es versuchen: Die Wirklichkeit, die du dir als junge Frau aufgebaut hast, stimmt mit der Wirklichkeit heute nicht mehr überein. „Wo lebst du denn?“ ist also eine mehr als berechtigte Frage. Andere haben nämlich inzwischen ganz andere Wirklichkeiten entwickelt – und du? Willst du wirklich in deiner Denkkiste bleiben und glauben, dass sie die Welt ist?

Glaubt mir: Die Welt passt sich euch nicht mehr an. Ihr müsst euch der Welt anpassen – und am besten, ihr fangt heute damit an.

Bild: Adaption aus einem Groschenroman, 50er Jahre.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: