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Huren, Userdates, Sex-Dating – Puff und Internet

Berlin, den 11. Juni 2020

Gestern habe ich die Sendung gesehen, die man angeblich sehen musste – wie es Huren geht, was Freier denken, wie Bordellbesitzer leben. Ganz hübsch gemacht, diese Dokumentation, doch hinter meinem Ohr sitzt ein Mäuschen, das mich anpiept: hey, und was ist mit dem Graumarkt?

Denn vor lauter „Sex made in Germany“ und all den Huren und Hürchen, Pornosternchen und Senderinnen habe ich in der Sendung nicht wahrgenommen, dass es einen Markt hinter dem Markt gibt: einen, der über das Internet geht. Hier gibt es kein Blaulicht, gleichwohl aber Rotlicht. Die Autorinnen öffneten zwar ein winziges Fenster zur Online-Prostitution, aber es zeigte wahrhaftig wenig: Senderinnen, die die Beine spreizen und ein Sex-Auktionshaus, in dem die Huren nicht Huren heißen.

Online-Verabredungen sind kein Fünf-Minuten-Abspritzgeschäft. Sie sind auch nicht für 30 Euro pro „Entleerung“ zu haben oder als „Flatrate“. Sie werden entweder aus beidseitiger Geilheit eingegangen oder weil einer – meist die Frau – damit viel Geld verdienen will – oft mehr als im Bordell.

Nachdem die klar ist, ergibt sich jedoch die Frage: Was sind sie, wenn sie keine Huren sind? Wann fließt wie viel Geld an wen? Was wird geboten, was wird erwartet? Wann, wo und wie wird betrogen – und womit?

Interessanterweise sind all diese Fragen „normalen Huren“ und „normalen Freiern“ geläufig – doch was passiert online?

Mich beschleicht der Verdacht, dass im liberalen Deutschland im Bordell mehr Transparenz herrscht als im Sex-Dating. Ein Date mit einem Amateur-Pornomodell heißt in der Grauzonenbranche „Userdate“. Man träfe sich dabei wie bei einem normalen Date, wird ins Internet hineingeflunkert. Doch vom Bahnhof aus geht es sofort ins Hotel zum Bumsen, und von Geld redet angeblich niemand.

Viel von Geld wird in einer anderen Branche geredet: dem genüsslichen Abzocken der männlichen Verlierer, die man in einschlägigen Cyberhurenkreisen „Geldschweine“ („Pay Pigs“) nennt. Die Branche ist so grau-rot gestreift und so hinterhältig auf Abzocke aus, dass einem ganz schwindlig werden kann. Auch „hochoffizielle“ Sex-Dating-Seiten zocken ab, was das Zeug hält: 10 aktuelle männliche „User“ auf ein „echtes“ weibliches Mitglied ist schon eine sensationelle Quote.

Was ich so merkwürdig finde: Der Online-Freier sitzt doch am deutlich kürzeren Hebel – er ist praktisch rechtlos, während sich die virtuellen Schweinehalterinnen und Abzockerinnen (und deren Hintermänner) eine goldene Nase verdienen. Aber natürlich liest es sich dann doch immer wieder so: „Ach, die armen Frauen, die so etwas tun müssen“ und die „Männerschweine, die so perverse Wünsche haben.“

Ja, manches scheint sie nie zu ändern.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: