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Die Schere im Kopf – der Lustverlust im Internet

Berlin, den 04. Januar 2018

Der Alltag eines Internet-Autors ist vollen Überraschungen: Einmal habe ich ein Bild einer Männerhand gebracht, die unter den Rocksaum einer Frau fährt, und schon hatte ich die begehrteste deutscher Werbeagentur für Blogger (ihr dürft grinsen) am Hals. Boing: Abgestempelt als jugendgefährdend. Dann habe ich einen Ausdruck verwendet, die zweifellos zum Repertoire des gepflegten Journalismus gehören: Das offizielle psychiatrische Wort (jedenfalls im vorvorigen Jahrhundert) für „auf Füße oder Schuhe ausgerichtete Verehrung des Mannes“ das eigentliche Wort wurde sofort zensiert, und es wird deshalb auch hier nicht wiederholt. Inzwischen hat ein bekannter WiKi-Hersteller seine Software mit einem Schutz versehen, damit nicht jemand zufälligerweise „bisexuell“ eingibt.

Ja, Leute – so sind wir denn eigentlich? In der VR China? Oder im demokratischen, mit Pressefreiheit gesegneten Europa? Wir sind ja alle gerade knapp darum herumgekommen, auf unsere Artikel „frei ab 16 Jahre“ oder ähnlichen Schwachsinn zu schreiben. Die Schere im Kopf vermasselt uns die Freude am Schreiben – wirklich und wahrhaftig.

Ich habe gerade von einem neuen Film gelesen, der bald in aller Munde sein wird „drei“ – ein Dreiecksverhältnis zischen einer Frau und zwei Männern. Es geht um alles, was uns im Internet Ärger bereiten würde: Frau liebt zwei Männer, die beiden Männer lieben einander. Klar gab es so etwas auch schon bei Tucholsky, wenn ich mich nicht irre, und sicher hat man bei diesem Film einen hohen kulturellen Maßstab hingetrickst, und ehrlich, ich bin froh, dass er FSK 12 bekommen hat.

Nur – deshalb kann ich morgen immer noch nicht freizügig und ohne Zensur durch die selbst ernannte Gutmenschenschaft des Internets schreiben, dass Bi-Dreier eine lustvolle Erfahrung sind, die Paare bereichern könnten – und schon gar keine Bilder dazu veröffentlichen.

Ich weiß nicht, was ihr denkt – aber ich finde, wir sollten im deutschen Internet wenigstens so freizügig sein, über alles schreiben zu können, was der Menschheit an Lust gegeben ist – und eben auch so viel, wie im Kino ganz selbstverständlich gezeigt werden darf.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: