Der Handkuss: Kuessen - mit Anstand und darüber hinaus

Ich küsse ihre Hand, Madame … ja, das sagt man in Österreich und Ungarn immer noch. Eigentlich, so wusste noch meine Großmutter, küsste man die Hand aber gar nicht – der Handkuss wurde nur angedeutet, sozusagen hingehaucht – aber überhaupt so nah an ein Stück nackte Haut zu kommen, raubte manchem Kavalier schon den Atem. Nun, und dann dachte er eben „ich küsse ihr Hand, Madame, und denk‘ es wär‘ ihr Mund, Madame“ – und allein der Gedanke daran war schon ziemlich frivol.

Bevor es unter Liebenden an den Mund ging, küsste man zu jenen Zeiten auch noch Wangen und Schläfen und ganz gewiefte Kavaliere nutzten den Haaransatz und die Ohrenumgebung, um besonders sinnliche Küsse zu verteilen. Der Kuss in die Ohrmuschel galt als das Non-Plus-Ultra der Verführungskünste – davon sollten Damen angeblich so sinnlich werden, dass ihnen der Schlüpfer von selbst rutschig wurde. Das durfte man freilich höchstens denken, aber nicht sagen.

Ja, so waren sie, die alten Zeiten. Was aber sollte man heute tun – und was lieber nicht?

Küsse sind – man höre und staune – kulturabhängig. Man muss nicht zu den Eskimos gehen, um dies festzustellen – es reicht völlig, einmal ins Nachbarland zu fahren: Hier in Ungarn küsst man einander ständig auf die Wangen – und selbstverständlich auch beim Date. Wer sich liebt, der küsst und streichelt sich, aber nicht ein bisschen, sondern Stunde um Stunde.

Eines will ich heute unbedingt noch loswerden: Der Abschiedskuss beim ersten Date ist oft der Einstieg in eine Liebesnacht. Wenn die Frau sich dem Kuss zum Abschied sinnlich hingibt, dann will sie zumeist auch noch einen weiteren Teil der Nacht mit ihrem Liebhaber verbringen – trotz aller gegenteiligen Vorsätze.

Da fällt mir doch noch dies ein: Wie haltet ihr es eigentlich mit dem Kuss beim ersten Date?

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Bild: Historische Postkarte

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