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Wie ist das eigentlich mit der Schmerzlust?

Berlin, den 04. Juli 2016
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Manche wissen es vom Marquis de Safe und erschauern, wenn sie „Justine“ lesen, andere haben vielleicht einmal in die „Venus im Pelz“ hineingesehen und sich innerlich wie äußerlich erregt, wenn die schöne Wanda im Pelz vor ihrem Liebhaber steht, den sie in der nächsten Minute peitschen wird.

Wer von beiden nie gehört hat, weiß vielleicht wenigstens, dass man nach dem Herrn de Safe die aktive Seite der Medaille Sadismus nennt und die passive Masochismus - nach dem Verfasser des zuvor genannten Romans, dem Herrn Sacher-Masoch.

„Nichts für Frauen“ werden nun die spitznasigen Damen sagen – und haben doch nicht recht, denn eines der frivolsten Werke der sadomasochistischen Literatur stammt aufgerechnet von einer Frau – die „Geschichte der O“.

Was ist eigentlich so schön an der Schmerzlust?

Sie ist vor allem für jeden “anders schön“. Der eine erinnert sich an Jugendtage über der Sofalehne, als die strenge Tante voller Elan und Wut auf den nackten Hintern des Neffen einschlug, der andere liebt das Ausgeliefertsein unter seine Herrin oder seinen Herrn – das wunderschöne Gefühl, auf Zeit völlig abhängig vom anderen zu sein. Wieder andere ergötzen sich am Schmerz selbst, wollen „high“ werden von den meist heftigen Schlägen, während manche Herren es lieben, in Frauenkleidern geschlagen zu werden und dieses süße Geheimnis mit ihrer „Herrin“ zu teilen. Wieder andere (und hier meist Manager) wollen endlich einmal "betraft" werden für das, was sie anderen antun, während eine Restgruppe, zu der auch die "O" gehört, ihrer Herrschaft beweisen wollen, wie viel Schmerz und Erniedrigung sie ertragen kann.

Zumeist – und das ist zugleich das Problem – ist es für den Geschlagenen schöner als für denjenigen, der die Schläge austeilt. Mit anderen Worten: geschlagen werden kann jeder Dilettant, um sinnlich schlagen zu können, bedarf es aber einiger Kunstfertigkeit. Denn die Anhänger des Flagellantenkults lieben nicht die Schläge an sich, sondern das Szenario, innerhalb dessen sie verabreicht werden: Stimme, Kleidung, ein stimmiger Charakter zur eingenommenen Rolle und die Kunst der sinnlichen Erniedrigung will erlernt sein.

So bleibt denn den seufzenden passiven Anhängern und Anhängerinnen des Kults oft nur der Weg zu einer Dame, die ihre Sache versteht – aber werde Liebe noch Hiebe gegen Geld sind das Gleiche wie die in einer Beziehung.

Gerade hat ein Paar in den USA einen einschlägigen Datingdienst gegründet. Man kann hetero, bi oder schwul sein, sagen die Gründer, aber man muss ein gutes Einkommen haben und über Bildung verfügen. Damit will man nun auch in der Schmerzlust die Spreu vom Weizen trennen.

Bild: Wanda in zwei zeitgenössischen Darstellungen.

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: