FlirtXpert - Experten & Singles schreiben über Flirt, Dating & Verlieben 2000 Flirt-Beiträge

Verführen und verführt werden

Berlin, den 01. Juni 2016
zweiverfuehrerinnen.jpg

Verführen – allein das Wort hat es in sich. Man begibt sich in die Hand eines Anderen. Lässt sich führen, hat Vertrauen zum Führenden – und wird verführt. Die deutschen Mädchen und Jungen saugen all dies schon kurz nach der Muttermilch ein: Dem Mädchen begegnet der böse Wolf, dem Jungen die böse Hexe. Sie erliegt dem Rausch der Blumen, er der süßen Verlockung des Naschwerks.

Wie ist das eigentlich wirklich mit der Verführung? Wozu wird man verführt, wer verführt und wie macht man das eigentlich?

Die erste Frage war ja einmal einfach zu beantworten. Kurzes Erröten der Mutter, und dann: „Er wird Dinge mit dir tun, die du selbst noch nicht willst“ – da war die Tochter so klug wie zuvor. Später wird sie erkennen, dass es um den ersten Sex geht und ein neuer Satz wird ihr im Kopf herumgehen: „Einmal ist das erste Mal“. „Wenn du dich schon verführen lässt, dann bitte schön“, wird ihr die Freundin oder Briefkastentante mit auf den Weg geben. Später, als erwachsene Frau, wird sie lernen, dass man noch zu viel mehr sexuellen Dingen verführt werden kann als dazu, die „Unschuld zu verlieren“. Möglicherweise wird sie selbst zur Verführerin. Das gibt ihr Macht – und warum sollte sie es also nicht tun?

Männer verführen Frauen – das war früher die Angst der Eltern, vor allem, weil sie an die möglichen Schwangerschaften dachten. Tiefer noch aber saß die Angst, ein Mann könnte den Sohn verführen oder eine ältere Dame die Tochter – nicht auszudenken. Die Verführung „unter Mädchen“ hingegen wurde knurrend geduldet, ebenso wie die Verführung junger Männer durch ältere Damen – das gehörte sozusagen zur Grundausbildung des Söhnchens aus besserem Hause.

Wie man es macht? Man erkennt den unterschwelligen Drang, nutzt die Neugierde, schafft die Situation. Verführungen haben durchaus einen romantischen Aspekt – und einen spielerischen. Man erfüllt bei der Verführung ja zumeist einen verborgenen Wunsch des anderen – muss ihn nur noch über die Klippe bringen, die ihn hemmt. Ist sie einmal überwunden, dann ist es keine Verführung mehr, sondern eine erregende Erfahrung.

Verführerinnen und Verführer werden geliebt und gehasst, beneidet und verdammt. Sie leben von der Lust daran, die kleine Klippe zu überwinden, die man fälschlicherweise „den Willen brechen“ nennt. Wer sich verführen lässt, bei dem muss aber kein Wille gebrochen werden – man muss ihn nur über die kleine Klippe führen, die seine geheimen Lüste von den Bedenken trennt.

Was meint ihr?

Foto © 2008 by blhphotography

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: