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Männer sind Lüstlinge – und Frauen?

Berlin, den 20. Oktober 2017

Der Geschlechterkampf tobt mal wieder allenthalben – nicht, weil es eigentlich etwas zu besprechen gäbe, sondern weil es eben gerade nichts mehr zu besprechen gibt. Das Merkwürdige daran: Der Kampf wird öffentlich ausgetragen. Privat ist man Moni oder Kalle und lebt mit Peter oder Jutta mal etwas frivoler, mal etwas kirchgängerischer vor sich hin. Aber nun ja: Sobald man „Männer“ ist oder „Frauen“, dann werden die Messer gewetzt. Dann sind die Männer wieder die alten Perversen, die nichts anderes wollen als „Frauen flachlegen“, sie fesseln, schlagen oder - spielerisch - die Luft abdrücken.

Ich will ja nicht gerade behaupten, dass wir Männer nicht ab und an unseren Teil dazu beitragen. Wenn ich die Bücher von manchen Männern darüber lesen, wie man Frauen erst dicht labert, dann besoffen macht und sie dann in diesem Zustand „flachlegt“, sie verachtet und später im Freundeskreis als „geile Schlampen“ verhöhnt, dann fliegt auch mir die Schottenmütze vom Kopf.

Allerdings weiß ich auch, was manche Frauen sich heimlich wünschen – und dies treibt manchmal selbst einem gestandenen Seemann die Schamesröte in die Wangen. Nur – und hier kommt nun der Clou – Frauen sagen nicht, dass sie schon tausend Mal die Gräfin sein wollten, deren Kutsche im finsteren Tann von einer Bande böser Räuber überfallen wird – Rest gemäß kopfinternem Drehbuch, das hier nicht geöffnet werden kann.

Sie haben auch Grund, es nicht zuzugeben: Nicht nur wäre ihnen die Empörung der üblichen Verdächtigen sicher, sondern auch die der Scheinheiligen. Besonders Letztere sind gerade wieder aktiv: Agathes Puppe kotzt gegenwärtig fast pausenlos. Wem das Sprichwort nicht geläufig ist: Man regt sich künstlich auf, wo es nichts Aufregendes gibt. Das ist gerade in der Wochenzeitung die ZEIT geschehen, ist aber kein ZEIT-typisches Phänomen – die Scheinheiligkeit schlägt überall Wurzeln.

Was man tun sollte? Sich nicht um die bellenden Hunde kümmern, sondern mit der Karawane weiterziehen, die das Emblem „das Privatleben erwachsener Paare geht euch einen Dreck an“ trägt. Ob ich zornig bin? Nein, aber ich mag nun mal keine Scheinheiligkeit. Das ist alles.

Bild: Unbekannte Illustration für eine Indianergeschichte

Euer Autor Gebhard

Auf in die Praxis: