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Ist die harmonische Liebe lebenswert?

Berlin, den 11. Januar 2016
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Früher sagte man Liebe zu allem, was irgendwie mit dem Umgang der Geschlechter zu tun hatte – das Wort allein bedeutete hingegen wenig, man musste schon dazu setzen, was man meinte: die romantische Liebe oder die geschlechtliche Liebe zum Beispiel.

Heute steht das Wort „Liebe“ für eine innige innerliche Bindung eines Menschen an einen anderen – und es wird unglaublich wichtig genommen. Wer nicht so fit ist in Sachen liebe, kann Nachhilfe bekommen: Reihenweise behaupten Buchautoren, dass man Liebe lernen oder vervollkommnen könne. Psychologen und insbesondere Paarberater werden reich und berühmt, weil sie angeblich über die die Rezepte verfügen und durch Paargespräche nach Eigenangaben wahre Wunder vollbringen können. Überall hört man die Stichworte: „Harmonie, Übereinstimmung, Gleichklang“ als Glücksbringer für die Partnerschaft.

Doch lohnt es sich, ständig über die Liebe nachzudenken? Ist harmonische Liebe eigentlich überhaupt sinnvoll?

Wenn ein Paar besonders glücklich ist, dann erfreut es sich meist über den erfolgreichen gemeinsamen Lebensweg – gleich, ob dieser auf emotionalem oder sozialem Erfolg beruhte. Sie werden gestehen, dass es Phasen gab, in denen einfach Alltag herrschte, Kinder großgezogen werden musste, Handwerksbetriebe oder Praxen gegründet wurden oder das neue Haus teils mit eigener Hand aufgebaut wurde. Die meisten werden sich an ihre emotionalen Höhen erinnern und auch an die Tiefen, aber eines wird man selten hören: dass man über die Liebe zueinander nachgedacht hätte.

Wer gemeinsam ein Leben miteinander führen will, tut gut daran, sich nicht der Harmonie zu opfern, sondern selbstbewusst das eigene Streben in die Ehe einzubringen. Der Satz “was mich voranbringt, bringt auch uns voran“ muss von den meisten Menschen erst einmal verdaut werden. Aber wenn man wirklich Stein auf Stein an der Beziehung baut und Toleranz zeigt gegenüber demjenigen, der auch noch ein Erkerchen anbauen will – dann sollte die Ehe besser funktionieren, als wenn man mit Hingabe und Liebe zukleistert, dass es eigentlich keine gemeinsame Pläne gibt.

Sich die Eigenheiten bewahren, vor allem aber die guten Eigenschaften durchzusetzen, ist eines der Geheimnisse des Erfolgs einer Beziehung. Wer seine besten Eigenschaften um des lieben Ehefriedens willen zurückhält, vergeudet das Potenzial der Beziehung. Der Streit um den besten Weg gehört zum Leben – und er gehört zur Ehe. Dass am Ende oft ein Kompromiss steht, ist dabei ganz normal.

Mein Rat zum heutigen Sonntag an euch: Lasst euch nicht von Harmonie einlullen – denn sie bedeutet meist, dass ein Partner sich in der Beziehung zurücknimmt und nicht mehr sein ganzes Potenzial einbringt – und das ist wirklich schade für die Liebe, die Ehe und das persönliche Glück eines Paares.

Der Auslöser war ein Artikel der WELT.

Bildquelle: © CC 2009 by Lqbal Saggu

Euer Autor Gebhard

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