Nach der Weihnachtsfeier zum Aidstest

In Dänemark sind dieser Tage die Detektive und Möbelpacker viel beschäftigte Menschen – und in den nächsten Wochen werden es die Ärzte und Labors sein.

Der Grund liegt in einer dänischen Tradition, oder besser an den zwar voraussehbaren, aber doch stets ignorierten Folgen davon: Wenn gefeiert wird, dann richtig. Und „richtig“ bedeutet vor allem: mit jeder Menge Fett und unglaublichen Mengen von Aquavit, zu dem je nach Lage der Dinge noch Wein und Champagner oder „Küstennebel“ und Jägermeister kommen.

Diese allein würden, selbst in Mengen genossen, nun noch nicht die Komplikationen herausfordern, die ich meine: Denn nichts ist süßer, als sich im Vollrausch zu paaren – und zwar tun dies merkwürdigerweise jedes Jahr aufs Neue verheiratete Männer mit unverheirateten Frauen, was als Rätsel der dänischen Weihnachtsfrühstücke gilt (so heißen sie nämlich: Julefrokost). Ob es an der frischen, lockeren Art junger dänischer Frauen liegt oder an der fehlenden Attraktivität älterer männlicher Dänen, die man sich erst schön trinken muss, habe ich nie erfahren – jedenfalls: Verheiratete Frauen tun „es“ nie und nimmer oder sagen wir mal: Sie betrügen geschickter.

Manche Ehefrauen schicken von vornherein Detektive in die Lokale, in denen die Feiern stattfinden – andere bestellen die Möbelpacker, wenn der Ehemann erst am Nächsten morgen gegen 10 Uhr zurückkommt und seinen Seitensprung beichtet. Dabei ist oft nicht einmal klar, ob es nach dem Komasaufen überhaupt zum Geschlechtsverkehr kam: Immerhin, man wachte in einem fremden Bett auf. Das reicht immer für den ersten Verdachtsmoment.

Reden wir besser nicht über die Gänge zum Doktor, nicht wahr? Schwangerschafts- und Aidstests sind das, was als Nächstes passiert: Die meisten sind gottlob negativ. So, und damit die Dänen endlich entlastet werden: Auch im Vereinigten Königreich führt König Alkohol oft zu ähnlichen Verhältnissen – allerdings sind die Weihnachtsfeiern dort nicht so ritualisiert – und außerdem, man höre und staune: Jedes Jahr entstehen auch ein paar „ganz legale“ Verhältnisse aus den Weihnachtsfeiern.

Ähnliche Beiträge