Lust auf Sex, Dienstleistung oder 'Menschen konsumieren'?

Kein vernünftiger Mensch hat etwas dagegen, wenn reiche Frauen und Männer Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Es ist nicht unmoralisch, für einen Dienst zu bezahlen, und sie geben damit jenen Menschen Arbeit und Brot, die sich keine andere Existenz aufbauen konnten. Doch wenn die Dienstleitungen, die sie sich erkaufen, erotischer Natur sind, dann steht sofort die „Pfui-Teufel-Fraktion“ vor der Tür und rümpft die Moralnase. „Menschen dürfen nicht konsumiert werden“, wir dann lauthals herausgeschrien.

Offenbar hat noch niemand dieser Moralisten auf Casual Dating geschaut. Die Sache ist zwischen reiner Liebe und profanem käuflichen Sex angesiedelt, irgendwo im Niemandsland. Selbstverständlich könnte man behaupten: das ist nichts als ein "Deal", denn beide Partner haben gleiche Absichten – es ist „Geben und Nehmen“, kein Konsum.

Doch was ist es wirklich? Die Absicht der Teilnehmer ist, das Beste an Lust für sich selbst herauszuholen. Der andere soll (übrigens wird dies ganz offiziell vertreten) die Fantasien des einen erfüllen – und das soll er gerne tun. Wohin das führt, dürfte eigentlich klar sein: Einer leistet dem anderen einen Dienst, kann aber nicht sicher sein, ob er (sie) auch eine ausreichende Gegenleistung bekommt. Gerade bei „arrangierten Rollenspielen“, also der Verwirklichung ganz bestimmter Fantasien, dürfte jedem klar sein, dass dies überwiegend nicht der Fall ist.

Keine Frage: Ein Teil der Frauen und Männer, die im Datingbereich unterwegs sind, sahnen Lust und Leidenschaft ab. Da ist nicht wirklich neu. Das einzig Neue daran ist, dass sich diejenigen, die sich auf das Spiel einlassen, jetzt auf einem großen, relativ geschlossen Markt treffen. Wer ihn betritt, will konsumieren – oder konsumiert werden.

Vielleicht sollten wir uns erinnern, dass auf allen Märkten der Liebe – seriösen wie frivolen – Angebot und Nachfrage regeln, was möglich ist. Wenn sich Menschen also nicht „konsumieren lassen“ wollen, dann ist auch das „konsumieren“ nicht möglich. Wer sich dem nicht stellen will, sollte keine Casual Dates eingehen, sondern Beziehungen.

Bild: Künstlerdarstellung nach einem Film-Standbild.

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